Die Leugnung des Unumgänglichen steht der Amazonenkönigin in ihr blutverschmiertes Gesicht geschrieben. Ihr Achill ist zerfleischt, Opfer der Raserei der unmöglichen Liebe, im möglichen Tod den Weg vorausgegangen, auf dem Penthesilea wenig später nachfolgt: „Nun ist’s gut“, sagt’s und geht.
Es ist die Schlussszene einer Melange, die Regisseur Franz-Xaver Mayr anhand von Heinrich von Kleists Tragödie und der Erzählung „Der Abend nach dem Begräbnis der besten Freundin“ von Marlene Streeruwitz anrührt. Der eine Text eine 1808 erschienene Gewaltode an die Zerrissenheit, der andere, ein Rückblick einer Trauernden auf Leben und Tod einer Freundin.
Auf der in hoffnungsvollem Blau gehaltenen spartanischen Bühne drängt am schiefen Boden alles dem Abgrund zu. Den Anfang macht die herrlich präsente Beatrix Doderer, die im mit Rosen bestückten Umhang – ein Verweis auf das Rosenfest der Amazonen – eine minutenlange Streeruwitz-Tirade abfeuert: Allen voran gegen Frank Sinatras „My Way“, das man sich auf dem Begräbnis der Freundin zu spielen erdreistete. Als Verhöhnung einer Frau, deren individuelle Freiheit zeitlebens unter die Räder der Konventionen kam. My Way? No way! Der Nekrolog der österreichischen Autorin ist wie vieles bei Kleist auch: eine Mauerschau. Die Handlung entsteht im Beobachten, das Leben vergeht im Gehen.
Schauspielhaus Graz
"Penthesilea" als bunter Tanz in die Zerfleischung
