Inflation, Lieferschwierigkeiten, schlechte Stimmung bei den Konsumenten: All das scheint den global tätigen Luxusmarken wenig anhaben zu können. In Europa und den USA verzeichnen Unternehmen wie LVMH (Moët Hennessy & Louis Vuitton), Kering (dazu gehören Gucci, Saint Laurent, Bottega Veneta, Balenciaga, Alexander McQueen und Brioni), Hermès oder Prada zuletzt Rekordabsätze.

Absatzzahlen und Gewinne steigen um 30 Prozent und darüber. Nur nicht in China, wo strenge Coronamaßnahmen zu einer schwächeren Nachfrage führen. Fahrt aufgenommen in puncto Edelmarken hat hingegen Südkorea. Das Land gewinnt an Bedeutung für das Luxusgeschäft in Asien, sein Marktanteil wächst insbesondere dank eines starken markenverliebten Mittelstands.

Schwacher Euro aus Glücksfall

Prada erhöhte die Absatzzahlen im ersten Halbjahr 2022 um sage und schreibe 89 Prozent. Der Kleidungshersteller Moncler verzeichnet ein Plus von 42 Prozent. Der größte Luxuskonzern der Welt, die französische Gruppe LVMH, machte 28 Prozent Plus. Preiserhöhungen nimmt die wohlhabende Kundschaft offenbar hin. Der schwache Euro wirkt sich positiv für die Luxusartikler aus. Produziert wird größtenteils in Europa, aufgrund des schwachen Euro derzeit vergleichsweise günstig. Verkauft werden die Produkte hingegen oftmals im Ausland. Die US-Kundschaft kauft gerne und viel – wegen des starken Dollars. „In Europa verkaufen wir aktuell viermal so viel an US-Bürger wie 2021“, sagt Jean-Marc Duplaix, Finanzdirektor bei Kering.

Die steigenden Preise für Vorprodukte und Rohstoffe können die Hersteller von Luxusartikeln vergleichsweise problemlos an ihre wohlhabende Kundschaft weitergeben. „Bisher sind der Kundschaft diese Preiserhöhungen egal“, erklärt Pierre Michaud, Manager bei Monocle.

Warum sind hochpreisige Luxusmarken so attraktiv? Die einen sagen, sie hätten „die Fähigkeit, Kulturen und Generationen zu verbinden“. Die anderen sagen, Luxusmarken verstehen es exzellent, sich bei immer
neuen Zielgruppen, etwa bei den so genannten Millennials zu etablieren. Mit weltweit rund zwei Milliarden Millennials sind sie demografisch gesehen die größte Altersgruppe überhaupt und haben überdies die größte Kaufkraft aller Generationen bisher. Rund ein Drittel der Luxuskunden soll unter 40 Jahre alt sein.

Branchenexpertin Marie-Therese Marek
Branchenexpertin Marie-Therese Marek © Bain & Company

„Accessoires wie Lederwaren, Schuhe oder Brillen stellten mit rund 36 Prozent Anteil am gesamten globalen Luxusmarkt 2021 die größte Kategorie dar. Es folgen langlebige Güter wie Juwelen oder Uhren mit 22 Prozent. Diese Kategorien verzeichneten während der Corona-Pandemie und insbesondere im ersten Quartal 2022 die höchsten Wachstumsraten“, sagt Branchenexpertin Marie-Therese Marek, Partnerin in Wien beim Berater Bain & Company. „Die Luxusgüterindustrie zeigt einmal mehr hohe Resilienz, was Krisen angeht.“

Trotz der unsicheren wirtschaftlichen Aussicht zeigen sich die Luxusartikler zuversichtlich. So kündigt Kering an, die Verkäufe der Kleidungsmarke Yves Saint Laurent auf fünf Milliarden Euro jährlich verdoppeln zu wollen. Auch der italienische Sportwagenbauer Ferrari segelt auf Wachstumskurs. Er will seinen Umsatz bis 2026 auf 6,7 Milliarden Euro erhöhen.