Viele positive Seiten brachte die Pandemie nicht mit sich. Eine könnte aber die Beschleunigung der Digitalisierung im Bildungssystem sein. Das Distance Learning stellte Schülerinnen, Eltern und Lehrkräfte gleichermaßen vor vielfältige Probleme. Vom flächendeckenden Bedarf entsprechender Hardware und notwendiger Infrastruktur bis zum Aneignen neuer Fähigkeiten musste alles binnen kürzester Zeit funktionieren.

Vor allem durch große Einsatzbereitschaft der Lehrerinnen und Lehrer konnte Unterricht durch die Lockdowns hindurch aufrechterhalten werden. Die Bedingungen dafür waren bei Weitem nicht ideal.

Viertel der Schüler wartet noch auf Tablets

Auch nun, im dritten Jahr der Pandemie, sind sie das weiterhin nicht. 250 Millionen Euro waren budgetiert, um alle Schüler der Sekundarstufe 1 mit digitalen Endgeräten auszustatten. 93 Prozent der Schulen haben sich im ersten Jahr an der Geräteinitiative beteiligt, über die künftig jedes Jahr die Schülerinnen und Schüler der 5. Schulstufe günstige IT-Geräte erhalten sollen. "Österreichweit wurden 75 Prozent der für das laufende Schuljahr bestellten Geräte ausgeliefert", wie man im Bildungsministerium bestätigt. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass ein Viertel der Schüler noch auf seine Tablets wartet.

Hintergrund sind "Funktionsmängel" der Geräte. Die A1 Telekom AG, die die Geräte liefern soll, hatte bis zum 20. April Zeit, Lösungen zu präsentieren. "A1 hat einen Vorschlag zur Mängelerhebung vorgelegt", hieß es dazu aus dem Ministerium, detailliertere Informationen gab es nicht, der Vorschlag werde nun geprüft. In der Steiermark wurden 82 Prozent der bestellten Geräte ausgeliefert, in Kärnten 70 Prozent.

An vielen Schulen gibt es zudem nur unzureichendes Internet oder auch zu wenige Steckdosen. Zumindest an den AHS, für die der Bund zuständig ist, soll es bis zum Jahresende flächendeckendes Breitband-Internet und leistungsfähigeres WLAN geben. Der Ausbau ist laut Ministerium an "95 Prozent aller Bundesschulen" abgeschlossen.

Geräte werden teils nicht eingesetzt

Dringend erforderlich sind laut Bildungsexperten wie Stefan Hopmann auch ein angepasster Lehrplan sowie die Ausbildung der Lehrkräfte. 2018 wurde für die Sekundarstufe 1 die verbindliche Übung "Digitale Grundbildung" eingeführt, diese soll ab Herbst zu einem Pflichtfach werden. Fortbildungen für Lehrer würden laut Ministerium begleitend angeboten: "Lehrpersonen sind eingeladen, den ab Herbst startenden Hochschullehrgang zu besuchen." Bei der politischen Opposition bezweifelt man allerdings, dass ausreichend Personal vorhanden sein wird.

Elternvertreter Christoph Drexler wiederum kritisiert den seltenen Einsatz der vorhandenen Endgeräte. Im Wintersemester seien diese teils nur einmal benutzt worden. Auch hier verweist man beim Bildungsministerium auf den Ausbau diverser Fortbildungsmöglichkeiten für Lehrkräfte. Ab Mai werden diese teils auch online angeboten.