Russische und ukrainische Kinder spielen vor der Muttergotteskirche von Pisidien auf einer Gebirgsanhöhe über der türkischen Riviera. Oleander und Bougainvillea blühen im Kirchengarten, über Bananenplantagen geht die Aussicht auf die glitzernde Bucht von Alanya und das Mittelmeer. Die Dorfstraße ist zugeparkt von Autos mit russischen und ukrainischen Kennzeichen, aus den Kirchenfenstern dringt hell der Sprechgesang eines orthodoxen Gottesdienstes.

In der Emigration verliere sich die Unterscheidung zwischen Russen und Ukrainern, sagt ein russischer Mann namens Roman, der sich vor der Kirchentür bekreuzigt. „Unsere Politiker sind verrückt, aber zwischen uns gibt es keine Probleme.“ Seit sieben Monaten ist der Enddreißiger in Alanya – so wie Tausende Russen und Ukrainer, die seit Kriegsbeginn in die türkische Kleinstadt am Mittelmeer geflohen sind. Sie werden wohl alle noch länger bleiben, meint Roman: „Weihnachten werden wir hier alle zusammen unter einem Dach feiern.“