Wie entsteht Bauchfett überhaupt? Sind Bier und Schweinsbraten schuld?
Prinzipiell unterscheidet man zwei Arten von Fettdepots im Körper: Die Fettzellen können sich in der Unterhaut (med.: subkutanes Fett) oder in der Bauchhöhle rund um die Organe (med.: viszerales Fett) einlagern. Letzteres ist das sogenannte Bauchfett. „Warum manche Menschen mehr Fett im Bauch einlagern als andere, ist noch nicht ganz klar“, sagen die Expertinnen Sandra Holasek und Sonja Lackner (Med Uni Graz). Der Lebensstil spielt eine große Rolle: Wer zu viel Energie in Form von Essen und Getränken zu sich nimmt und sich zu wenig bewegt, wird Fett ansetzen. Menschen, die chronischen Stress haben, lagern mehr Bauchfett ein, auch Diäten führen zu mehr Bauchfett. Und: Männer neigen eher dazu, Fett im Bauch einzulagern.

Warum ist Bauchfett besonders gefährlich?
„Das Bauchfett ist weit mehr als nur ein Speicher für Energiereserven“, erklärt Wissenschaftlerin Holasek. Es hat einen eigenen Stoffwechsel - was aber nichts Gutes ist! Im Bauchfett werden Stoffe gebildet, die im Körper zu Entzündungen führen. „Wer stark übergewichtig ist, hat eine chronische Entzündung im Fettgewebe“, erklärt Expertin Lackner. Und das kann fatale Folgen haben.

Welche Krankheiten sind die Folge von Bauchfett?
Die Folgen von einem Zuviel an Fett im Bauchraum lesen sich wie eine Liste der Wohlstanderkrankungen: Es kommt zur Insulinresistenz, die in der Folge zu Diabetes führt. Außerdem steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen massiv an: Die Folgen davon können Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. Aber nicht nur das: Die chronische Entzündung kann auch das Krebsrisiko erhöhen, wie die Expertinnen erklären. Alterungsprozesse werden ebenso beschleunigt und: „Ein großer Bauchumfang wird auch mit der Entstehung von Alzheimer in Verbindung gebracht“, sagt Holasek.

Haben auch schlanke Menschen Bauchfett?
„Jeder Mensch hat sowohl Fett in der Unterhaut als auch Fett im Bauchraum“, erklärt Lackner. Das sogenannte viszerale Fett rund um die Organe sollte etwa 15 Prozent der Fettmasse ausmachen, das subkutane Fett die restlichen 85 Prozent. Das Bauchfett erfüllt die Aufgabe, die Organe im Bauchraum zu schützen, und sorgt für Stabilität. „Der Bauchumfang ist das Maß dafür, ob sich das Bauchfett noch im gesunden Bereich befindet“, sagt Holasek.

Ist der Bauchumfang aussagekräftiger als der BMI?
Der sogenannte Body-Mass-Index (BMI) gibt an, ob das Verhältnis von Körpergewicht zu Körpergröße „normal“ ist oder ob man unter- oder übergewichtig ist. Aber: Der BMI hat Schwächen. „Sportler werden zum Beispiel aufgrund ihrer hohen Muskelmasse fälschlicherweise als übergewichtig eingestuft“, sagt Holasek. Dennoch gilt prinzipiell: Menschen mit einem BMI ab 30 haben eine zu große Fettmasse. „Der Bauchumfang wiederum ist ein wichtiges Maß, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen einzuschätzen“, sagt Expertin Sonja Lackner.

Kann ich den Bauchumfang selbst bestimmen?
Ja, laut den Expertinnen kann man selbst mit einem herkömmlichen Schneidermaßband seinen Bauchumfang messen. Für Frauen liegt der Grenzwert bei 80 Zentimetern, für Männer bei 94 Zentimetern.

Wie werde ich das Bauchfett wieder los?
Um sein Übergewicht loszuwerden, gilt prinzipiell: Ausgewogen essen und regelmäßig Bewegung machen, daran führt kein Weg vorbei! Bewegung ist in Bezug auf das Bauchfett besonders wichtig: „Trainierte Menschen lagern Fett verstärkt im Muskelgewebe ab, wo es gleich wieder verbraucht wird“, sagt Holasek. „Je mehr wir uns bewegen, umso gesünder ist unsere Fettmasse verteilt.“ Für die Ernährung gilt: Sie sollte auf pflanzlichen Lebensmitteln basieren und Vollkornprodukte und gesunde Fettsäuren enthalten. Verzichten sollte man auf „leere“ Kalorien in Form von gezuckerten Getränken und Süßigkeiten.

© KK

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