Österreichs Song-Contest-Vertreter, die Trackshittaz, müssen sich am Dienstagabend beim 1. Halbfinale gegen 17 Konkurrenten durchsetzen, die ebenfalls eines der zehn begehrten Tickets ergattern wollen, die den Einzug ins Finale am 26. Mai ermöglichen. Bevor Lukas Plöchl und Manuel Hoffelner die Bühne betreten können, haben 15 Länder die Chance, ihren Interpreten zu präsentieren. Nach den beiden Oberösterreichern folgen weitere zwei Teilnehmer. Ein Blick auf das Feld nach der Startreihenfolge im Semifinale, das auf ORF eins ab 21 Uhr live übertragen wird.

1. Montenegro versucht sich mit aktueller Politsatire und dem Song "Euro Neuro". Sänger, Komponist und Autor Rambo Amadeus (mit bürgerlichem Namen Antonije Pusic) gilt als Kultfigur am Balkan und bezeichnet sich selbst ironisch als "World Mega Tzar". In einer Mischung aus Balkanfolk und Elektropop rappt er humorvoll gegen Währungs- und Europaverdruss.

2. Inselstaat Island versucht sich heuer am vorjährigen Erfolgskonzept Mann-Frau-Duo und schickt Greta Salome und Jonsi (der 2004 bereits sein Heimatland beim ESC vertrat) ins Rennen. Ihr "Never Forget" setzt auf pathetischen Herzschmerz mit eingängiger Melodie und Streicherunterstützung.

3. Auch heuer verzichtet Griechenland nicht auf die landestypischen Bouzoukiklänge bei der Nummer "Aphrodisiac". Insgesamt präsentiert sich Sängerin Eleftheria Eleftheriou allerdings deutlich hitparadenkompatibler auch außerhalb des hellenischen Raumes. 12 Punkte aus Zypern dürften fix sein.

4. Lettland setzt mit Anmary und "Beautiful Song" auf Song-Contest-Nostalgie. Die junge Künstlerin besingt in leichter Melodie ihren Kindertraum, die große Musikbühne der Welt zu erklimmen. Mission erfüllt.

5. Danach setzt Albanien als einziges Land heuer voll auf Stimme und das große Balladendrama. Mit Rona Nishliu entsendet man die albanische Nadine Beiler ins Rennen mit "Suus", einer Leidenshymne, welche die Bardin im Video mit großer Stimme und in einer Kiste stehend voller Inbrunst schmettert.

6. Eine etwas krude Mischung verschiedenster Stile soll Rumänien heuer ins Finale verhelfen, wenn die sechsköpfige Gruppe Mandiga mit aufwendiger Bühnenshow ihre Mischung aus kubanischer Rhythmik und rumänischer Melodik in "Zaleilah" präsentiert. Erfahrung hat man jedenfalls, gibt es die Formation doch schon seit zehn Jahren.

7. Noch länger kennen sich die beiden Mitglieder der Gruppe Sinplus, die mit "Unbreakable" für die Schweiz an den Start geht: Ivan and Gabriel Broggini sind Brüder. Grundsätzlich wissen die beiden durchaus, wie man Zielgruppen begeistert, wurde ihr Lied "Shoot" doch 2009 eine der offiziellen Hymnen der Hockeyweltmeisterschaft.

8. 17 Jahre jung ist Belgiens Girlie Iris, die ein schmachtendes "Would You?" ins Mikrofon haucht. Live gelingt dies allerdings weniger überzeugend als in der bearbeiteten Studioaufnahme.

9. Finnland macht heuer das, was sich mittlerweile nur mehr wenige Länder trauen, sieht man von der chronisch patriotischen Grande Nation ab: Man singt in der Landessprache - in diesem Falle Schwedisch, schließlich gehört Sängerin Pernilla der entsprechenden Minderheit an. Sie wird den langsamen und doch schunkelbaren Song "När Jag Blundar" präsentieren, der übersetzt "Wenn ich meine Augen schließe" heißt und an ihre Mama - oder laut Selbstbeschreibung "die universelle Mutterliebe" - gerichtet ist.

10. Israel will mit seinem heurigen Beitrag offensichtlich das Zeitliche segnen. Zumindest widmet sich die Alternative-Gruppe Izabo mit der androgynen Stimme ihres Liedsängers Ran Shem-Tov und in 70er-Jahre-Disco-Reminiszenzsound voll und ganz der "Time".

11. Der Zwergstaat San Marino ist heuer jenes Land, das den unvermeidlichen Beitrag von Song-Contest-Veteran Ralph Siegel auf die Bühne bringt. Sängerin Valentina Monetta musste aus Statuengründen ihr Lied "Facebook, uh, oh, oh" zwar umbenennen. Dafür tritt die in vielen Stilen erfahrene Sängerin nun mit dem längsten Songtitel des heurigen ESCs an: "The Social Network Song (Oh Oh - Uh - Oh Oh)."

12. Aus Zypern kommt heuer eine durchaus fußballhymnentaugliche Nummer. "La La Love" wird von Ivi Adamou interpretiert - und das ohne griechische Anklänge. Die 12 Punkte vom Mutterland dürften dennoch sicher sein.

13. Für Dänemark tritt Soluna Samay an, die bereits mit sechs Jahren auf der Straße stand - als Sängerin. Die Tochter eines Deutschen und einer Deutschschweizerin wuchs in Guatemala auf. Ausgesucht wurde sie von den beiden Hitproduzenten Remee und Chief 1, die unter anderem schon für Jamelias "Superstar" verantwortlich zeichneten.

14. Russland setzt auf Erfahrung und entsendet die Popomatruppe Buranovskiye Babushki ins Rennen. Die Damen zwischen 56 und 76 Jahren, die seit 2008 als Gruppe aktiv sind, werden in traditioneller Kleidung der Udmurten die Bühne betreten und ihr Lied "Party for Everybody" auch in der Sprache dieser Minderheit im Enia-Stil eröffnen, bis dann der harte Bruch zum Ballermacher-Refrain erfolgt. In jedem Falle ein Freak- und Knuddelbonus.

15. Ungarn entsendet mit Compact Disco heuer vier echte Männer, die seit 2005 gemeinsam musizieren. Sie präsentieren eine Mischung aus leichten Rockanklägen, Elektrosound und Ballade mit dem lyrischen Text "Sound Of Our Hearts".

16. Als Vorvorletzte treten dann für Österreich die Trackshittaz in den Ring. "Woki mit deim Popo" ist dabei die einzige Rapnummer im Halbfinale - und der einzige Song beim heurigen Song Contest überhaupt in Mühlviertlerisch.

17. Moldawien entsendet mit "Lautar" eine swingende Gypsy-Nummer ins Rennen, die Emir Kusturica gefallen könne. Gesungen wird die flotte Ethnomelodie von einem Interpreten, dessen Künstlername zumindest für westeuropäische Ohren auf wenig genderpolitisches Bewusstsein schließen lässt: Pasha Parfeny.

18. Einmal geht noch: Nachdem es im Vorjahr für die beiden hyperaktiven irischen Zwillinge Jedward ungeachtet aller Vorschusslorbeeren "nur" für Platz 8 in Düsseldorf gereicht hat, versuchen sie es heuer erneut. "Waterline" präsentiert sich konventioneller als die Vorjahresnummer "Lipstick", die Performance bleibt allerdings ähnlich agil.

Wer über die Sieger entscheidet

Das Abstimmungsprozedere in Baku unterscheidet sich nicht von jenem des Vorjahres in Düsseldorf. Dennoch sind die verschiedenen Regeln, die ein möglichst faires und zugleich spannendes Urteil gewährleisten soll, nicht unkompliziert. Den Auftakt machen die beiden Halbfinali am 22. und 24. Mai.

Hierbei können die Zuschauer aus jenen Ländern, die im jeweiligen Durchgang vertreten sind, unmittelbar nachdem der letzte Interpret sein Lied beendet hat, abstimmen. Die sechs bereits fix für das Finale gesetzten Nationen Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Spanien und Gastgeber Aserbaidschan können ebenfalls in einem der beiden Semifinali voten. Dies kann man mittels Telefonanruf oder SMS-Versand - bis zu 20 Mal, wenn der begeisterte Fan das möchte. Für das eigene Land zu stimmen ist hingegen nicht möglich.

Jener Beitrag, der von den Zuschauern eines Landes auf Platz 1 gewählt wird, erhält 12 Punkte, der zweite 10 und die weiteren Plätze 8 bis hinunter zu einem Punkt. Zusätzlich stimmen in jedem Land Fachjurys mit Musikexperten ab, die ebenfalls zwischen 12 und 1 Punkte vergeben. Danach werden die beiden Punktesystem verschmolzen und nach dem Verhältnis 1:1 gewichtet. Jury- und Publikumsentscheidung zählt also gleich viel.

Am Ende jedes Halbfinales werden dann jene zehn Länder genannt, die ins Finale einziehen - in willkürlicher Reihenfolge und ohne ihren konkreten Platz bei der Abstimmung zu nennen. Dieser wird erst nach dem Finale bekanntgegeben.

Das Abstimmungsprozedere im Finale unterscheidet sich dann nicht von den Halbfinals. Einzig die Präsentation der Punktevergabe eines jeden Landes erfolgt einzeln durch die Repräsentanten der jeweiligen Fachjurys, meist eingeleitet mit der berühmten Phrase "Hello, here (...) calling" und endend mit "And 12 Points go to (...)."

Trackshittaz bei den Wettbüros chancenlos

Die Wettbüros sehen die Chancen für Österreich dunkel, beim Halbfinale des Eurovision Song Contests eines der begehrten zehn Finaltickets zu ergattern. Beim Wettvergleichsportal oddschecker.com, das 22 verschiedene Wettbüros miteinander vergleicht, kommen die Trackshittaz mit "Woki mit deim Popo" im direkten Vergleich aller 42 teilnehmenden Länder auf Platz 31.

Bei William Hill, dem größten Sportwettenanbieter im wettwütigen Großbritannien, liegen die Trackshittaz im Halbfinale abgeschlagen auf Platz 16 des Teilnehmerfelds von 18 Nationen - mit einer Quoten von 4.00. Lediglich Montenegro 10.00 und San Marino 11.00 werden von den Wettern noch schlechter eingestuft. William Hill sieht Rumänien (Quote 1.03) auf Platz 1 des Semifinales vor Dänemark und Island (je 1.05) sowie Russland (1.07).

Bei bwin unterscheidet sich die Detailreihung zum Teil deutlich von William Hill. Ein Punkt scheint aber auch hier klar zu sein: Die Trackshittaz liegen auf dem vorletzten Platz, immerhin ex aequo mit Montenegro und einer Quote von 101. Als Sieger vermuten die bwin-Wetter Russland vor Dänemark, Rumänien, Island und Zypern. Wer bei der Frage "Kommt Österreich unter die Top 10" mit Ja antwortet erhält immerhin eine Quote von 7.00, bei einem Nein lediglich 1.07.

Auch bei Betfair gibt man Österreich keine Chance. Immerhin schieben sich die Trackshittaz hier noch vor Lettland und landen auf dem viertletzten Platz. Für eines der zehn Finaltickets würde aber auch dies nicht reichen.