Warum er nicht nach Bosnien zurückwolle, fragt die Theaterschauspielerin Therese (Birgit Stöger) den Autor und Künstler Faruk Šego (Senad Bašić). So interessant sei Österreich auch nicht. Kleinbürgerlich, langsam. Und überhaupt, sagt auch der Sachbearbeiter Buchsbaum (Rupert Lehofer): Bosnien sei inzwischen eh super. „Ist ja nicht Syrien“. Der Grund, warum man ihn seine einstige Heimat wieder schmackhaft machen will – Faruk soll abgeschoben werden.

Einst im Jugoslawien-Krieg nach Graz geflohen, hat Faruk die letzten 12 Jahre seines Aufenthalts in Österreich nicht damit verbracht, einen, was die Behörde als „wichtigen Beitrag zur österreichischen Kultur“ bezeichnet, zu leisten. Das letzte Buch, die letzten Gedichte, die er geschrieben hat, stammen noch aus jungen Jahren, beim Radio ist er nur freier Mitarbeiter, in der Moschee hat er sich als freiwilliger Mitarbeiter auch seit Jahren nicht mehr blicken lassen. Und nun sein Antrag. Neun Tage zu spät – für den paragrafenreitenden Staat nun ein guter Grund ihn rauszuschmeißen.

Marinković hätte diese vermutlich nicht weit hergeholte Situation nehmen können, um daraus ein Stück über Identität und Kriegstrauma zu machen. Aber so wie sich das Erbe der 90er auch heute noch durch sämtliche Genres des Balkan-Films zieht, vom historischen Drama bis zum leichtfüßigen Coming-of-Age-Film, so ist die Erfahrung auch in „Bosnischer Topf“ eher eine mit schwarzem Humor und gezielter Beiläufigkeit eingebrachte Ausgangslage. Man kennt das Leben nicht anders. Der Krieg ist omnipräsent, aber er stellt sich nicht in den Mittelpunkt der Geschichte.

Fokussieren möchte sich der Film nämlich lieber auf die Selbstfindung Faruks. Einst ein aufstrebender Star, hat er es sich in einer Welt, die künstlerisches Schaffen vielleicht etwas zu quantifizierbar machen möchte, zu bequem gemacht. Um seinen Aufenthalt mit einer nachgewiesenen Tätigkeit zu retten, beginnt er mit einer desolaten Off-Theater-Truppe (darunter „Triangle of Sadness“-Star Zlatko Burić!) ein Stück seiner frühen Jahre umzusetzen.

Die Egos, sowohl seines als auch die der Kunstschaffenden, die kritischen Augen seiner Landsleute, die mit ihren Daueraufenthalt prahlen, weil sie „zur rechten Zeit gekommen sind“, sowie die Wurschtigkeit, die er von seinem Gastland wohl schon zu sehr übernommen hat, machen diese Suche nach dem, was Faruk einst als Menschen und Künstler ausgezeichnet hat, zu einer unterhaltsamen Reise. Eine kleine, aber feine Ex-Jugo-Komödie.