Die Geschichte beginnt in der Weststeiermark. Nachdem den dortigen Braunkohlerevieren in den 1950er-Jahren durch die billigere Erdöl-Konkurrenz wesentliche Märkte weggebrochen und dadurch die Lagerhalden angewachsen waren, entschlossen die politischen Verantwortlichen, die brachliegenden Ressourcen für eine Fernwärmeversorgung zu nutzen. Vor 60 Jahren nahm das Fernheizkraftwerk in Graz seinen Betrieb auf, 1987 wurde mit der Inbetriebnahme des Kraftwerks Mellach und der 18 Kilometer langen Transportleitung nach Graz eine neue Möglichkeit der Fernwärmeversorgung geschaffen.

„Der in den vergangenen 15 Jahren forcierte Ausbau war die größte Umweltmaßnahme für die Stadt“, verweist man bei der Energie Graz auf die damit eingeleitete deutliche Verbesserung der Luftqualität, beispielsweise den Rückgang der Feinstaubtage um 70 Prozent. Heute kommt nur ein Drittel der Energiemenge aus Mellach. Der Rest unter anderem durch ein Gaskraftwerk und die Nutzung

von Industrieabwärme. Der Anteil an „grüner Energie“ aus industrieller Abwärme und erneuerbaren Quellen wurde vervierfacht. 60 Prozent aller Wohnungen in Graz, knapp 90.000, sind aktuell fernwärmeversorgt.

In den nächsten fünf Jahren werden weitere 70 Millionen Euro in den Netzausbau, für Anschlüsse und in die Erzeugung investiert, um die Dekarbonisierung der Fernwärme voranzutreiben. Weitere große Investitionen sind für ein „Energiewerk Graz“, also die thermische Reststoffverwertung, sowie die energetische Klärschlammverwertung in Gössendorf geplant. Dafür gibt es auch politischen Rückenwind durch einen einstimmigen Gemeinderatsbeschluss.