Mit dem Welterfolg "We Feed The World" heftete sich Erwin Wagenhofer an die Spuren unserer Lebensmittel. Mit "Let's Make Money", ab 31. Oktober in den Kinos, folgt er den Wegen des Geldes. <

"Let's Make Money" - ein Gruselfilm?
ERWIN WAGENHOFER: Ein Aufklärungsfilm, hoffe ich. Obwohl Grusel nicht falsch ist. Ich hätte allerdings noch grauslichere Bilder zeigen können. Aus Notstandsgebieten in Afrika, wo Menschen auf der Erde liegen und auf ihren Tod warten.

Gleich anfangs demaskieren Sie den Werbespruch "Lassen Sie Ihr Geld arbeiten!"
WAGENHOFER: Ja. Unfassbarer Schwachsinn. Menschen arbeiten und werden ausgebeutet. Das wollte ich mir anschauen.

Die verbrecherischen Machenschaften?
WAGENHOFER: Nein. Das alltägliche Business. Alles, was im legalen Raum passiert. Das ist kriminell genug.

Sie haben markante Personen getroffen. Verbrecher?
WAGENHOFER: Blitzgescheite Menschen. Wie Dr. Mark Mobius, Finanzhai in Singapur. Wenn der ein Statement abgibt, verändern sich Aktienkurse.

Und der heimische Investor Mirko Kovats?
WAGENHOFER: Der ist bekannt für die Konkurse, die er hinlegt, und trotzdem einer der reichsten Männer bleibt. Ein anderes schönes, nein, unschönes österreichisches Beispiel sind die Wiener Straßenbahnen. Die gehören uns, den Steuerzahlern, öffentlicheres Gut gibt es fast nicht. Aber sie wurden an einen US-Investor verkauft und wir leasen die Garnituren zurück.

Was sagen Sie zur AUA?
WAGENHOFER: Großes Kopfschütteln. Ich denke, jeder Lehrling aus den einschlägigen Bereichen hätte das besser gemacht.

Der Dollar als Leitwährung?
WAGENHOFER: Längst ein Fake. Nixon hätte die Schulden des Vietnam-Krieges nicht in Gold zurückzahlen können. Also machte man Öl zur Leitwährung. Öl darf nur in Dollar bezahlt werden. Saddam Hussein wollte dieses Prinzip durchbrechen. Deshalb der Krieg.

Wo sehen Sie eine Lösung für die derzeitige Situation?
WAGENHOFER: Ich kann keine bieten. Aber ich habe eine simple These: Die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts - neben den Umweltfragen - ist die Verteilungsproblematik. Sonst werden wir noch viel größere Schwierigkeiten kriegen. Die jetzige Finanzkrise ist nur ein erstes Anzeichen.

In Zeiten der Krise ertönt wieder laut der Ruf nach mehr Staat, also nach mehr Politik?
WAGENHOFER: Hermann Scheer, ein unglaublich gescheiter Mensch, Träger des Alternativ-Nobelpreises, gibt in meinem Film die Antwort. Nämlich, dass die Qualität der Politiker heutzutage so schlecht ist, dass dieser Ruf keinen Sinn hat.

Was, glauben Sie, macht Mark Mobius momentan?
WAGENHOFER: Der ist garantiert auf großer Einkaufstour.