Auftragskiller haben es schwer. Kaum beginnen sie, abseits ihres eiskalten Jobs zu menscheln, fangen die Probleme an. Depressionen, Liebeskummer und Midlife-Crisis bekommen dem klaren Blick durch das Zielfernrohr einfach nicht. In der schwarzen Komödie "You Kill Me" spielt Ben Kingsley einen saufenden Profikiller, der zum Entzug nach San Francisco geschickt wird. Dort arbeitet er übergangsweise in einem Leichenschauhaus und verliebt sich in die Tochter seines ersten "Kunden".

Kummervolle Killer. Komödien über kummervolle Killer haben Filmemachern schon häufiger Raum geboten für aberwitzige Dialoge in absurden Situationen, eine fantasievolle Bildsprache und Hauptdarsteller, die sich in ungewohnten Rollen austoben. Ex-"James Bond" Pierce Brosnan wandelte 2006 in "Mord und Margaritas" als Auftragsmörder auf dem Abstellgleis halbnackt durch eine Hotellobby. Und Colin Farrell ("Brügge sehen... und sterben", 2008) sollte beim Sightseeing in mittelalterlichen Kirchen Buße tun und landete doch nur am Kneipentisch. Diese rabenschwarzen Komödien waren stets originelle Lichtblicke im Hollywood-Grau. Nun versucht sich Leinwand-"Gandhi" Kingsley als gewissenhafter Killer. Wirklich neu ist das nicht: Schon in "Sexy Beast" (2000) und in "Transsiberian" (2008) gab er den aggressiven Kriminellen.

Skurrile Situationskomik. Regisseur John Dahl setzt in "You Kill Me" auf skurrile Situationskomik, etwa wenn der verhärmte Protagonist Frank (Kingsley) in der Therapiegruppe sein Herz öffnet und von den schwierigen Arbeitsverhältnissen in seinem Job berichtet. Das Bild des doppelten "Leichenbeschauers" als Killer und als Handlanger eines Bestatters wird allerdings ausgeschlachtet. Eine Krimi-Groteske wie "You Kill Me" unterliegt zwar nicht den Realitätsnormen, über innere Logik und schlüssige Handlungsweisen der Figuren sollte sie dennoch verfügen. Dieser Film tut das nicht und so erstarrt die Geschichte in blutarmer Künstlichkeit. Die Handlung kommt nicht in Schwung, die lakonischen Dialoge sind ohne Biss, die Lovestory ist unglaubwürdig.

Fremdscham. Um ungefährlich zu erscheinen, erwartet Frank eines seiner Opfer in Unterwäsche in dessen Büro. In Klamauk-Komödien wie "Die Nackte Kanone" wäre das eine passend derbe Zote, in diesem optisch und inhaltlich um Coolness bemühten Film erzeugt es eher Fremdscham, als dass es Lachmuskeln aktiviert. Schade auch, dass Regisseur Dahl die Wirkung einer Reihe namhafter Hollywoodstars verpuffen lässt. Bill Pullman, Tea Leoni, Luke Wilson und Philip Baker Hall erscheinen als Beiwerk einer One-Man-Show von Kingsley. Doch ausgerechnet der wirkt seltsam unbeteiligt und trägt immerfort den gleichen tieftraurigen Gesichtsausdruck zur Schau. Anstatt das Publikum mit einer Ladung seines schauspielerischen Könnens zu konfrontieren, greift Kingsley gelangweilt zur Flasche - und so geht der ganze Film am Ziel vorbei.