Er rutscht auf den Knien in den Raum, um zu dokumentieren: "Der Kerl ist ja noch viel, viel kleiner als ich!" Der "Kerl" ist Meister Shifu, dem der zweifache Oscar-Preisträger Dustin Hoffman, 70, im Animationsfilm "Kung Fu" Panda (derzeit in unseren Kinos) seine Stimme borgt.

Mister Hoffman, Wie würden Sie den Kung-Fu-Großmeister beschreiben?
Dustin Hoffman: Intolerant, impertinent, arrogant. Kurz: Ein Arschloch. Aber ein einsames, unglückliches.
Was war für Sie ausschlaggebend, diese Aufgabe zu übernehmen?
Hoffman: Dass mein Freund Jeffrey Katzenberg produziert hat, und dass Jack Black auch unter den Sprechern war.
Was halten Sie generell von Animationsfilmen?
Hoffman: Früher wenig, ich dachte, das sei bloß etwas für Kinder. Doch heute wirken sie für mich wie der Anfang einer neuen Kunstrichtung. Es ist sehr interessant, Menschen plötzlich in Tierform wiederzuerkennen.
Haben Sie eine Ahnung von Kung Fu?
Hoffman: Nein. Ich komme noch aus einer Zeit, in der man nicht einmal Golf, sondern Tennis spielte. Meine Kinder lernten Karate. Ich halte prinzipiell nicht viel von Kampfsport, weil ich glaube: Küssen und Umarmen bringen einen weiter.

Sie waren fünf Mal für den Oscar nominiert, zwei Mal haben Sie ihn erhalten. 1979 für "Kramer gegen Kramer", 1988 für "Rain Man". Was bedeuten Ihnen diese Trophäen?
Hoffman: Ich will ehrlich sein. Selbst, wenn man ein alter Hase ist, und am Morgen kommt der Anruf mit der Nachricht: "Du bist nominiert!", dann neigt man dazu, recht kindisch zu werden. Wenn dann am nächsten Morgen wieder ein Anruf kommt, in dem einem mitgeteilt wird, dass unzählige Menschen in den Film strömen, glauben Sie mir: Dieser Anruf ist der wichtigere.

Nach welchen Kriterien wählen Sie heute Ihre Rollen aus?
HOFFMAN: Kriterien? Als Schauspieler nimmt man heute, was man kriegt.
Ist das der Grund, warum Sie oft auch kleinere Rollen akzeptieren?
Hoffman: Na ja, aus der Not heraus. Wenn man heute nicht mit einer Waffe herumrennt wie Actionstars la Harrison Ford, dann gibt es ab einem gewissen Alter keine Hauptrollen mehr. Hauptrollen spielen vor allem 20- bis 30jährige. Zum Glück habe ich lange Zeit jünger ausgesehen, denn ich war schon 35, als ich den 21jährigen in "Die Reifeprüfung" spielte. Und bis zu meinem 31. Geburtstag hatte ich unterhalb der Armutsgrenze gelebt.

Wirklich beschweren können Sie sich wohl nicht. Gerade in den letzten Jahren haben Sie einige schöne und interessante Rollen gespielt. Am Broadway etwa mit "Tod eines Handlungsreisenden", in London mit "dem Kaufmann von Venedig"?
Hofmann: Ich sagte mir damals: Es darf einfach nicht sein, dass ich sterbe und nie Shakespeare gespielt habe.