In "Vermächtnis der Tempelritter" rettete Nicolas Cage mit der Unabhängigkeitserklärung das wichtigste historische Dokument der USA. In der Fortsetzung geht es um ein geheimes Buch. Der Star über seine Kindheit, Märchen und wahre Schätze.

Mister Cage, wir sitzen hier in der Londoner Nobelherberge "Dorchester" am Hyde Park. Ein Teil von "Das Vermächtnis des geheimen Buches" spielt in London. Angenehm?
Nicolas Cage: Ja, und schauen Sie zum Fenster raus! Es regnet. Das ist wunderbar, ich liebe den berühmten Londoner Regen. Ich leide nämlich unter einer Pollenallergie, und bei Regen haben die Pollen keine Chance.

Gab es auch etwas, was beim Dreh weniger angenehm war?
Cage: Doch. Der Linksverkehr. Es standen einige schwierige Autoszenen auf dem Programm. Damit ich ja keine falsche Bewegung machte oder irrtümlich auf die rechte Seite geriet, hatten sie rundum jede Menge Polizisten als Sicherheitsschild platziert.

Als Sie in "Das Vermächtnis der Tempelritter" das erste Mal den Wissenschaftler Ben Gates spielten, galten Sie für manche als Schmalspur-Indy, der nur die Wartezeit auf das nächsten Indiana-Jones-Abenteuer überbrücken sollte. Die Vorurteile wurden durch den Erfolg widerlegt. Teil zwei hat in den US-Kinos Rekordergebnisse eingespielt. Warum konnte man sie erstmals für eine Fortsetzung gewinnen?
Cage: Grund ist, dass wir bei Teil 1 so viel Spaß miteinander hatten. Jemand hat einmal gesagt, das einzige, worauf es ankommt, sei, ob man die Leute und den Ort mag, wo man arbeitet. Außerdem könnten junge Leute durch die Story angeregt werden, wieder einmal Geschichtsbücher aufzuschlagen. Ja, und noch was: Es baut sehr auf, wenn man merkt, dass ein Produzent wie Jerry Bruckheimer drauf schaut, dass er dir für eine Geschichte die Besten der Besten zur Seite stellt. Wozu hätte er sonst Helen Mirren engagiert? Oder einen Ed Harris, einen Jon Voight. Jon halte ich überhaupt für einen ganz großen Schauspieler.

Also wäre auch ein dritter Teil möglich?
Cage: Klar. Da sind so viele tolle Plätze auf dieser Welt, wo wir noch nicht gefilmt haben.

Was prädestiniert Sie denn für die Rolle eines Schatzsuchers?
Cage: Wenn ich so nachdenke - ja. Jetzt werden Sie lachen. Als Bub habe ich nämlich immer wieder Gegenstände vergraben und sie dann, nach Archäologenart, wieder ausgebuddelt.

Sie stammen aus dem Coppola-Clan. Regisseur Francis Ford Coppola ist Ihr Onkel. Daher die Idee, Schauspieler zu werden.
Cage: Ich freue mich, dass ich eine so fantastische Familie habe. Aber die Liebe zum Film war seit dem Bubenalter da. Ich habe mich oft wie von oben beobachtet und mir vorgestellt, wie ich diese oder jene Aktion von mir filmen könnte. Der Schnitt entstand dann in meinem Kopf.

2006 haben Sie Schloss Neidstein in der Oberpfalz gekauft. Sind Sie häufig dort?
Cage: Bin ich, denn ich lasse es mit viel Liebe restaurieren. Ich hasse Hotels, und ich freue mich schon jetzt, wenn ich mit meiner Familie möglichst viele Ferien dort verbringen werde.

Ihre Mutter stammt aus Deutschland. Hat das etwas damit zu tun?
Cage: Es hat vor allem mit meiner Liebe für historisches Gemäuer zu tun. Und für Märchen. Ich habe alles von den Gebrüdern Grimm verschlungen. Und als ich in Prag war, war ich tief beeindruckt. An manchen Plätzen fühlst du dich wie in einem Disney-Märchen.

Sprechen Sie schon Deutsch?
Cage: Ich musste den Unterricht wegen Dreharbeiten unterbrechen. Aber langsam wird es.

2002 haben Sie mit dem Liebesfilm "Sonny" als Regisseur debütiert. Interessiert Sie die Regie weiterhin?
Cage: Natürlich. Das Problem ist nur: Damit ich die Finanzierung bekomme, muss ich mich auch selbst besetzen.

Sie waren immer ein fleißiger Kinogänger. Würden Sie einige Ihrer Lieblingsfilme nennen?
Cage: Kubricks "2001", Fellinis "Giulietta und die Geister", Disneys "Pinocchio" und "Bambi", Scorseses "Taxi Driver" und Fritz Langs "Metropolis".

Im neuen Film suchen und finden Sie einen Schatz. Wie würde Ihr wahrer Schatz aussehen?
Cage: Familie, Freunde, alles, was du liebst und woran du glaubst: Das ist dein persönlicher Schatz. Ich weiß, das klingt verdammt nach Klischee. Aber es ist die Wahrheit.