In den USA sind Pick-ups seit Urzeiten die meistverkauften Autos überhaupt, in Europa gehen sie in einer kleinen, aber feinen Nische ans Werk. Wie der "American Way of Drive" auch hierzulande ankommt, stellt der Nissan Navara derzeit bei uns als Dauertester unter Beweis.
Das ist einmal ein Auto für einen Männerausflug. Abmessungen wie ein Schiff, brachiale Trittbretter, eine Ladefläche, dazu dunkelbrauner Lack. Mehr Machogehabe auf vier Rädern geht kaum.
Also auf zum Engadiner Skimarathon ins noble St. Moritz. Mit unserer Navara-Fuhre wollen wir durch die Schweizer Schickeria pflügen. Und unsere Langlaufski lässig wie die Holzfäller auf die Ladefläche wuchten, allein: Es bleibt beim Wollen. Dank der Doppelkabine ist die Ladefläche mit einer Länge von knapp 1,6 Metern zu kurz. Aber: Selbst ist der Mann.
Die Ski schicken wir mit Freunden auf die Reise - und los geht's. Auf den Sitzen hoch über der Straße stellt sich ein "King of the Road"-Feeling ein. Nur warum geht der Navara trotz 190 PS nicht mehr als 130? Ach so, falschen Knopf gedrückt. Das war nicht der Tempomat, sondern der Geschwindigkeitsbegrenzer. Aber solche Alltagsannehmlichkeiten aus der Welt der Pkw erwartet man in einem Nutzfahrzeug einfach nicht.
Nach einem Jauserl im deutschen Eck wartet das Inntal. Bei zwei Stunden mit 100 km/h offenbart der Navara Wohnzimmer-Qualitäten. Wir gondeln entspannt dahin (dank der Mehrlenkerhinterachse) und sind versucht, die Schnapskarten rauszuholen.
Auf den Ledersitzen fährt es sich auch nach fünf Stunden noch bequem und im Oberinntal geht es endlich in die Berge, am frühen Abend rollen wir in St. Moritz ein. Der Versuchung, aufzustehen und durch das Schiebedach dem Volk huldvoll zu winken, widerstehen wir. So sparen wir Kraft. Denn in der Parkgarage wird es anstrengend: Weil der Navara 5,3 Meter lang und die Abwärtsspirale so eng ist, müssen wir bei Ein- und Ausfahrt rangieren. Aber echte Männer schaffen auch das.
Nur beim Tanken werden die Knie weich: Das Versprechen von 6,4 Litern auf 100 Kilometern kann der Navara bei unserem Ausflug nicht halten. Fährt man so machomäßig, wie man sich in einem Pick-up fühlt, kann die Zahl auch zweistellig sein. Echte Kerle vertragen eben einiges.