Als BMW vor acht Jahren den X6 zum Entsetzen so mancher Verkehrsteilnehmer auf die Straße gewuchtet hatte, fragten auch wir uns: Wer, bitte schön, braucht so eine Macho-Kiste? Wir lagen grandios daneben: Das SUV-Monster der Bayern verkauft sich bis heute prachtvoll. Und eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, wann sich Nachahmer einfinden würden, um sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.
Mit dem Mercedes GLE Coupé haben die Stuttgarter eine Kopie geschaffen, die um nichts weniger polarisiert als das Original, aber noch stärker nach einem Design-Unfall aussieht. Kann man sich eventuell noch für die muskulöse Front mit dem mächtigen Stern begeistern, haben wir in den Tagen der Testphase eigentlich niemanden gefunden, der sich für das Heck der 4,9-Meter-Fuhre erwärmen konnte.
Doch ändert man die Meinung über den GLE zügig, wenn man einmal unter Nutzung der Trittbretter an Bord der Trutzburg gelangt ist. Die Stube ist ein Hort an Ruhe, Luxus und Wohnlichkeit, das Panoramaglasdach erhöht das luftige Raumklima. Die Sitze sind erstklassig geschnitten, das Platzangebot im Fond ist trotz der Coupélinie fürstlich.
Noch stärker ans Herz wächst einem der mächtige Allradler, wenn sich seine 2,2 Tonnen in Bewegung gesetzt haben. Es beeindruckt, wie spielerisch leicht und souverän sich der große Wagen durch die Kurven zirkeln lässt, die Luftfederung drückt alle Unebenheiten weg. Die Dosierung an Fahrspaß erhöht der Fahrmodus "Sport", der über einen Drehknopf in der Mittelkonsole aktiviert wird. Dann spannen die 258 Diesel-PS im 350 d alle Muskeln, die Neungang-Automatik ist ein Gedicht. An Bord auch alle wesentlichen Assistenten, auch die, die etwas nerven.