Die Macht der Gewohnheit ist ein Hund. Noch vor ein paar Jahren hat man sich gewundert, weil bei Hybriden nach dem Starten der Verbrenner nicht anspringt. Kürzlich wunderten wir uns hingegen über das Anspringen von vier Zylindern statt Stille. Der Grund: Wir saßen in einem Lexus. Dem NX 200t, um genau zu sein. Ganz ohne Elektroinfusion. Bei den Japanern ist man das Nichthybridsein gar nicht mehr gewohnt. 

Natürlich ist auch einer im Programm, 300h mit Namen, aber eben nicht hier und jetzt. Aber in unserem Fall ist der 2-Liter-Benziner also solo unterwegs, aber mit Turbo und 238 PS nicht ohne schlagkräftiges Gefolge. Sechsstufig verwaltet die Automatik die Kraft mit stoischer Ruhe. Der NX macht sich nichts aus der Pseudosportlichkeit einiger seiner Kollegen, insofern darf er auch komfortabel sein, ohne auf die schwammige Seite abzudriften. Hörenswert weil kaum hörbar ist auch der Abrollkomfort. Und wer nicht immer der Erste und Schnellste sein muss, kann das Cruisen im großen Leisetreter genießen.

Das hochwertige Interieur ist eine der Stärken des NX
Das hochwertige Interieur ist eine der Stärken des NX © OLIVER WOLF

Die Verarbeitung ist toyotatypisch für die Ewigkeit, wobei man bei der Nobeltochter die feine Ware auslegt. Die Gestaltung des Cockpits ist gelungen, von den Materialien bis zu den roten Ziernähten. Auch die Sitze verdienen Lob und bieten guten Halt.

Das einzige, was sich nicht erschließt, ist die Wahl der Bedienung für das Infotainmentsystem. Immerhin ist das jetzige Touchpad, das wir sein Pendant bei Laptops funktioniert, besser als das bisherige, das einer Computermaus nachempfunden war. Aber optimal ist es längst nicht: Ein Auto ist nun einmal kein Laptop und auch Linkshänder möchten das Navi programmieren. Und das ist schon für Rechtshänder knifflig. Es hat schon seinen Grund, warum die meisten anderen Hersteller auf Touchdisplays und/oder Dreh-Drück-Rädchen auf der Mittelkonsole setzen.

Die Linienführung ist forsch und schränkt die Kopffreiheit auf der Rückbank ein bissl ein
Die Linienführung ist forsch und schränkt die Kopffreiheit auf der Rückbank ein bissl ein © OLIVER WOLF

Zudem umweht die Grafik des Infotainmentsystems ein Hauch von 1990er-Anmutung. Und wenn man mit dem Touchpad den Cursor auf den Knopf gezirkelt hat und ihn anwählt, ertönt ein Gong wie bei einer Computerfehlermeldung. Schade, denn das passt nicht zum Rest des NX, indem man sein Handy sogar per Induktion laden kann.

An der Ampel ist man übrigens dennoch meist der Erste: Und zwar weil die anderen stehen bleiben und sich das coole, kantige Design anschauen. Das Design mit den vielen Kanten eckt an und polarisiert, aber das ist uns persönlich lieber als fader Einheitsbrei.Was für ein Winkelzug.