Eigentlich hatte ich Jaguar schon etwas aus den Augen verloren. Es war zwischendurch ein Jammer, miterleben zu müssen, wie der stolze Autobauer von offensichtlich falschen Eigentümern fast ruiniert wurde und zunehmend ausblutete. Der Inder Ratan Tata sollte sich als Glücksfall für den Traditionshersteller erweisen. Im Sog von Land Rover entwickelt sich Jaguar jedenfalls zu neuer Blüte, die Marke besinnt sich wieder ihrer Werte und wird in zwei Wochen auf der IAA in Frankfurt zeigen, wohin die Reise geht. Und die ist hochspannend, soviel steht fest.

Jetzt aber zu dem Auto, das Jaguar so richtig zurück ins Rennen gebracht hat. Um es kurz zu sagen: Der neue F-Type ist ein genialer Wurf. Mit dem ganzen E-Type-Erbe im Gepäck hat der Roadster medial schon reichlich Applaus bekommen und als neuer Herausforderer für eine gewisse Unruhe in der etablierten Sportwagen-Oberliga gesorgt.

Herausgefordert

Der F-Type gefällt auf den ersten Blick, er ist optisch ein Schmuckstück, auf der Straße drehen sich die Leute nach ihm um. Ja, so muss ein Roadster sein: knackige Proportionen, kurze Überhänge, flache Scheibe, dazu große Räder. Und der markentypische Grill macht ihn unverkennbar. Ein starker Auftritt.

Entscheidend ist aber immer noch, wie sich die britische Beauty auf dem Asphalt bewährt. Also: Rein in den Zweisitzer, flugs runter mit der Stoffkapuze. Das Cockpit ist knapp, aber perfekt geschnitten, kein Firlefanz, die Sitze passen, die Bedienung ist rätselfrei. Den Weckruf per Starterknopf beantwortet die scharfe Mieze mit einem drohenden Fauchen, das man auch als aufziehendes Gewitter interpretieren könnte. Die Klangwolke, in die der 380 PS starke kompressorgestärkte Sechszylinder die Besatzung hüllt, birgt vor allem bei geöffneten Auspuffklappen hohe Suchtgefahr.

Suchtgefahr

Der F-Type ist schön ausbalanciert, die 4,4 Meter liegen gut in der Hand, die Lenkung ist so direkt wie bei keinem Jaguar zuvor. Trotz des respektablen Gewichts von 1,6 Tonnen macht die Raubkatze einen leichtfüßigen Eindruck. Verbrauch? Zehn Liter als Untergrenze. Fazit: Das Empire ist zurück. Und Jaguar hat endlich wieder einen Sportwagen, der den Titel verdient.