Schon bei den ersten Vorserientests war klar: Volkswagen geht aufs Ganze. Es ist die ganze Ingenieurskunst der Wolfsburger in dieses Auto geflossen. Nur so wurde ein bipolarer Luxus möglich, der sich 6 bis 6,4 l Spritverbrauch genauso leisten kann wie 6,4/6,5 Sekunden im Sprint auf die 100er-Marke.

Einzelne Momente geben Blicke auf ein vollendetes technisches Mosaik frei. Zum Beispiel in schnell gefahrenen Kurven: Da treibt es den GTI nicht - wie bei Fronttrieblern üblich - an den Rand der Strecke, sondern der Radius scheint immer enger zu werden, weil er sich richtig auf der Ideallinie festsaugt.

Die elektronisch geregelte Differenzialsperre im stärkeren Performance-Modell (230 statt 220 PS) ist freilich mit dem Stabilitätsprogramm vernetzt, aber auf Fahrdynamik ausgelegt. Damit kann - theoretisch - das gesamte Antriebsmoment nur auf ein Vorderrad umgeleitet werden. Die Regelsysteme arbeiten perfekt: Lange nur fein wahrnehmbar, aber außerordentlich effektiv.

Ohne Schwachpunkte

Der GTI ist eines der raren Autos, die einfach keinen Schwachpunkt haben. Die Leistungsentwicklung, das Drehmoment, der Gripaufbau auf der Vorderachse, die Lenkung - und alles in der vollen Bandbreite von der Komfort- bis zur Rennkiste. Es gibt in der Klasse nichts Besseres auf dem Markt.

Alleine die Drehfreude ist eine Erwähnung wert: Seine volle Kraft spielt der GTI von knapp unter 5000 bis über 6000 U/min aus, es macht einfach ungeheuren Spaß, in diesem Bereich zu schalten und zu walten. Der Turbo wirkt erwachsen und ausgeglichen, macht aber richtig Dampf und spricht flott an.

Die Eindrücke von der adaptiven Fahrwerksregelung mit unterschiedlichen Fahrmodi? Hoher Grip, ohne unangenehme Lastwechselreaktionen, sogar wenn man ihn schärfer hernimmt. Selbst im Sportmodus ist der GTI kein knochentrockener Geselle, sondern er zieht die Muskeln an, ohne jetzt eine Kampfattacke auf die Bandscheiben zu reiten. Das ist die hohe Kunst der Fahrwerkstechnik.

Große Klasse

Wer heute über den GTI lästert, dass er zu normal aussieht oder zu brav daherkommt: Liebe Leute, man muss nicht protzen, um große Klasse zu sein. Wer das Autofahren liebt und ein Auto haben will, das auf der Rennstrecke genauso reüssiert wie auf der Geburtstagsfahrt mit Oma kann sich den GTI ohne Probefahrt kaufen. Und er wird nie darüber nachdenken, ob es nicht doch eine andere Wahl gegeben hätte.