Es ist ein Wettbewerb mit 18 Disziplinen: trockene Bahn oder nasse Straße. Schnee und Eis als rutschige Herausforderung. Bis hin zu Prüfungen wie Abrollgeräusch, Kraftstoffverbrauch und Verschleiß – der Winterreifentest des ÖAMTC und seinen 32 Partnerclubs nimmt die aktuelle Pneu-Generation penibel unter die Lupe. Nur viel Grip zu bieten reicht also noch lange nicht aus, um als Sieger aus diesem Vergleich hervorzugehen. Heuer war der Wettkampf besonders spannend, denn wie sich zeigte, bedeutete ein hoher Kaufpreis nicht automatisch, dass diese Exemplare auch einen der oberen Plätze einnehmen. 

Wie jedes Jahr traten insgesamt 32 Modelle in zwei Dimensionen an: Zum einen die Größe 195/65 R 15, als klassische und weit verbreitete Variante moderner Pkw. Und zum anderen 215/65 R 16, also ein Format, das sehr gerne bei den immer häufiger anzutreffenden SUV aufgezogen wird. 

Qualität schlägt Premium. Besonders interessant gestaltete sich das Ergebnis in der kleineren Dimension: Immerhin drei Kandidaten erhielten das Prädikat „sehr empfehlenswert“. Continental WinterContact TS 860, ESA-TECAR Super Grip 9 und Kleber Krisalp HP3 konnten als rundum gelungene Allrounder auf der ganzen Linie überzeugen. Der einzige, der mit einem „bedingt empfehlenswert“ nach Hause rollen musste, war der Semperit Master-Grip 2. Was aber insofern relativiert werden muss, als dass das neueste Modell des Reifenherstellers namens Speed-Grip 3 zu spät für diesen Test auf den Markt kam.

Die eigentliche gute Nachricht aber: Das breite Mittelfeld – immerhin zwölf Produkte – konnten mit einem „empfehlenswert“ abschließen. „Zehn dieser Reifen zeigen in mindestens zwei Testkriterien Schwächen, häufig auf nasser Fahrbahn und auf Schnee“, erklärt ÖAMTC-Cheftechniker Friedrich Eppel. Besonders knapp wurde es bei zwei Reifen: Die Beurteilung „sehr empfehlenswert“ blieb dem Dunlop Winter Response 2 aufgrund von Schwächen auf trockener Straße verwehrt, und dem Goodyear UltraGrip 9, da er auf Schnee nicht so gut abschnitt. 

Interessant ist die diesjährige Rangliste für Eppel dennoch: „Die Reihenfolge der getesteten Modelle zeigte in der Vergangenheit oft ein anderes Bild. Heuer liegt das eine oder andere Modell aus dem sogenannten ,Quality-Segment‘ vor den Premium-Modellen des gleichen Reifenkonzerns.“

Doppelter Ausreißer. Das Bild der generell guten Qualität der meisten Anbieter zeigt sich sogar noch stärker bei der größeren Dimension – aber auch hier gibt es Ausnahmen, die die Regel bestätigen. „14 Modelle sind ,empfehlenswert‘. Für die Abwertung der einzelnen Reifen gibt es unterschiedliche Gründe. Häufig sind es auch mehrere schwächere Eigenschaften, die ein Modell aufweist“, erklärt Eppel. 

So leistet sich jeder der 14 Reifen Schwächen bei den Fahreigenschaften auf Schnee, Eis, trockener oder nasser Fahrbahn. Bei zwei Modellen kommen zusätzlich Einbußen beim Kraftstoffverbrauch, bei einem sogar beim Verschleiß hinzu. Als herausragend entpuppte sich der Dunlop Winter Sport 4, der als einziger der 16 vertretenen SUV-Typen das Prädikat „sehr empfehlenswert“ einheimsen konnte. Eppel: „Er leistet sich in den Sicherheitskriterien keine Schwächen und auch in punkto Spritverbrauch und Verschleiß schneidet er gut ab.“ 

Am anderen Ende der Skala landet der Nankang Snow SV-2 – das einzige Modell im gesamten Test, das keine Kaufempfehlung bekommt. „Seine schwachen Griffeigenschaften sowohl auf nasser als auch auf schneebedeckter Fahrbahn machen diesen Reifen ,nicht empfehlenswert‘. Da nützt es dann auch nichts mehr, dass der Nankang im Kraftstoffverbrauch zu den besten Modellen im Test gehört.“ Fairerweise muss aber auch hier ergänzt werden, dass das verbesserte Nachfolgemodell namens SV-3 zum Zeitpunkt der Testfahrten nicht verfügbar war, mittlerweile aber schon im Handel erhältlich ist. 

Winterreifentest 2017
Winterreifentest 2017 © KK

Und gerade bei den SUV gilt eine weise Reifenwahl als besonders empfehlenswert, vermitteln sie dank ihrer soliden Fahreigenschaften oftmals eine trügerische Sicherheit. „Abgesehen von den gesetzlichen Vorschriften sollten auch bei allradgetriebenen Fahrzeugen bei winterlichen Fahrbahnbedingungen immer gute Winterreifen verwendet werden“, betont Eppel und ergänzt: „Bergauf kann der Allradantrieb Griffschwächen kaschieren, aber bergab gibt es dann im wahrsten Sinn des Wortes kein Halten mehr.“