Es gibt zwei Dinge, die man als Ferrarikäufer wissen sollte: Wenn sie einen nicht mögen, verkaufen sie dir kein limitiertes Modell – ganz egal, wie viel man ihnen auch bietet. Doch wenn man in der Gunst der Ferraristi ganz oben steht, bauen sie einem sogar ein ganz persönliches Wunschmodell – aber nur, wenn man beim Preis keine Fragen stellt. Auf diese Art entstehen für liquide Freunde des Hauses immer wieder Einzelanfertigungen, wobei das sechssitzige F40-Cabrio mit Felgen aus purem Gold wohl am besten zeigt, dass man in Modena wirklich alles kaufen kann – nur nicht Geschmack.

Ganz anders allerdings der P80/C. Hier ging es nicht darum, ein Serienmodell einfach nur neu einzukleiden, was ganz dem klassischen Handwerk des Coach Buildings entspricht und eigentlich die normale Vorgehensweise darstellt. Der Kunde, ein offensichtlich gut betuchter Sammler der roten Renner, wollte ein echtes Rennauto mit Designanleihen legendärer Straßen- und Wettbewerbsfahrzeuge. Oder im Fachjargon: Ein Sportprototyp mit Anleihen des 330 P3/P4 und des Dino 206 S von 1966.

Entsprechend arbeiteten das Ferrari Styling Centre unter der Leitung von Flavio Manzoni und das Ingenieur- und Aerodynamikteam Hand in Hand mit dem Kunden und tauschten Vorstellungen und Visionen aus. Seit 2015 arbeitete man intensiv zusammen, verbrachte endlose Stunden im Windkanal und nahm als Basis auch kein Standardmodell, sondern den 488 GT3, der gegenüber dem herkömmlichen 488 fünf Zentimeter mehr Radstand aufweist, was für die Stilisten ganz neue Gestaltungsmöglichkeiten ergab.

So konnte die Kabinenvorversetzung stärker betont werden, die mit einer Verlängerung des Fahrzeughecks verbunden ist und dem Fahrzeug einen aggressiveren, kompakteren Charakter verleiht. Eine prägnante Keilform dominiert die Seitenansicht, die muskulösen Formen der Front- und Heckflügel mit dazwischenliegendem Cockpit werden durch sehr breite Streben betont, die sich zu den seitlichen Lufteinlässen hin ausdehnen. Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Kabine vollständig mit der Karosserie verschmolzen ist – alles Stilmerkmale von 330 P3/P4, dem Dino und den 250 LM Berlinettas.

Beeindruckend auch: Das Design funktioniert – nicht nur optisch. Gemeinsam mit dem Frontsplitter und dem Heckdiffusor konnte erreicht werden, dass der produzierte Abtrieb gleichmäßig auf beide Achsen aufzuteilen, was eine Verbesserung der Gesamtwirkungsgrads um 5 Prozent bedeutet.

Ach ja, und da war ja noch die Sache mit der Rennwagen-Basis. Da der P80 keine Auflagen für eine Straßenzulassung erfüllen muss, können die Designer auf nervige Dinge wie etwa Scheinwerfer weitgehend verzichten. Sie bestehen nur mehr aus schlanken Schlitzen, die in Nischen an der Fahrzeugfront eingesetzt sind. Der sehr breit geratene Heckspoiler (die Aerodynamik fordert nun mal ihren Tribut) beherbergen dafür die Rückleuchten.

Und da man als anspruchsvoller Kunde sein Einzelstück ja nicht einfach nur so in der klimatisierten Garage herumstehen haben kann, gibt es sogar zwei Set-ups. Eines für den Einsatz auf der Rennstrecke mit Carbonflügel und 18-Zoll-Zentralverschlussfelgen. Und eines mit auffälligen 21-Zoll-Felgen und ganz ohne aerodynamische Anbauteile – rein für Ausstellungszwecke.

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