Manchmal muss man sich einfach unterordnen, auch wenn es schwer fällt: „Ich hätte es ja gerne noch tiefer gehabt“, erzählt Frank Lamberty, verantwortlich für das Außendesign des Q8 über seine Vorstellungen, während er mit der flachen Hand über die Dachkante streicht. Aber immerhin vier Zentimeter Höhenverlust konnte er bei den Technikern und Buchhaltern durchringen. „Anfangs hieß es nur, schneidet dem Q7 einfach das Dach ab, das wird schon reichen.“

Doch der Mitbewerb ist stark und die ehemalige Nische fast zu einem eigenständigen Segment herangewachsen. So paradox es klingt, aber viertürige SUV-Coupés erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. BMWs X6 macht es bereits in zweiter Generation vor, Mercedes spielt auch schon kräftig mit – und Audi?„Zugegeben, wir sind im Segment ein wenig spät dran“, gesteht Lamberty. „Aber den X6 einfach kopieren geht natürlich nicht.“

Technisch bediente man sich natürlich dem Q7. Der Vorderwagen und auch der Radstand von genau drei Metern blieben unverändert, am Heck knabberte man beim Q8 aber knapp sieben Zentimeter weg. In Kombination mit der flacheren Silhouette und den etwas größeren Rädern wirkt der Neue völlig eigenständig. „Bei großen Autos sind die Proportionen immer der entscheidende Punkt“, sagt Lamberty. Rahmenlose Türen, die für eine flache Fensterfront sorgen, tragen das ihre zum knackigen Auftreten bei. Nicht zu vergessen natürlich: Die um 15 Millimeter verbreiterte Spur. Lamberty: „Das klingt nicht nach viel, aber für einen Designer sind das Welten!“

Der optische Effekt ist jedenfalls verblüffend: Im direkten Vergleich zum Q7 wirkt der Q8 eine ganze Nummer kleiner, schlanker, eleganter, irgendwie auch sozial verträglicher. Doch das eigentlich Wichtige ist etwas anderes: Im Innenraum geht es fast genau so geräumig zu. Vorne wie hinten sitzt es sich überaus bequem, die Kopffreiheit im Fond ist zwar spürbar geringer, aber noch lange nicht einengend. Und mehr noch: Mit mindestens 605 Litern Kofferraumvolumen, das auf 1755 Liter wächst, wenn man die Rücksitze umklappt, stellt sich langsam die Frage, warum man überhaupt noch zum Q7 greifen sollte? Ok, die mehr als 10.000 Euro Ersparnis wären ein Grund. Und auch die Option der dritten SItzreihe – so man sie denn benötigt.

Natürlich darf man sich von der schlanken Optik nicht täuschen lassen, denn hier steht immer noch ein 2,2-Tonner von knapp fünf Metern Außenlänge vor einem, der bis oben hin vollgefüllt ist mit der modernsten Technik aus dem Ingolstädter Elektronikbaukasten. Wie schon aus dem A8 bekannt, besteht das Bediensystem im Innenraum vor allem aus zwei übereinander angeordneten Touchscreens. Beide teilen sich die Anzeige- und Eingabefunktionen je nach Wunsch auf und beide können sie in Smartphone-Manier durch Wisch-Bewegungen bedient werden. Neu beim Q8 ist der sogenannte “Connect Key”: Vereinfacht gesagt, kann dank dieser Funktion das eigene Smartphone die Aufgaben des Autoschlüssels übernehmen.

Assistenzsysteme sind je nach Wunsch und Geldbeutel bis zu 39 verbaut, die vom Spurhalten bis zum teilautonomen Staufahren praktisch alles beherrschen, was derzeit gesetzlich irgendwie freigegeben ist. Und da der Q8 auch mehr als 3,5 Tonnen Anhängelast verfügt, beherrscht der “Trailer Assist” auch das Rückwärtsfahren mit angekoppeltem Anhänger.

Motorisch gibt es ab der Markteinführung im August vorerst nur einen Diesel. Der Dreiliter-V6 stemmt 286 PS, die den großen Ringkämpfer mehr als standesgemäß vorantreiben. Das Mild-Hybrid-System mitsamt 48-Volt-Bordnetz ist serienmäßig verbaut, was ein Segeln zwischen 55 und 160 km/h (im Schubbetrieb kuppelt das DSG quasi aus, der Wagen segelt ohne Antriebsleistung dahin) ermöglicht. Den niedrigeren Schwerpunkt bemerkt man in Kurven auch ein wenig, die Übersicht ist trotz der flachen Scheiben immer noch ausreichend gut. So bleibt als einziger Wermutstropfen das Doppelkupplungsgetriebe, das nicht immer standesgemäß sanft die Gänge nachschlichtet – eine Wandlerautomatik wäre wohl die schlauere Wahl gewesen. 2019 folgen dann zwei weitere V6-Triebwerke: Der schwächere Selbstzünder mit 231 PS und der einzige Benziner mit 340 PS.

Los geht es in Österreich bei 88.400 Euro, zahlreiche Optionen wie das S-Line-Paket, die Allradlenkung oder eine der verfügbaren Luftfederungen treiben den Preis aber leicht in sechsstellige Regionen. Apropo Budget: Gibt es noch etwas, dass Sie noch gerne anders gezeichnet hätten, Herr Lamberty? „Ja, der schwarze Mittelteil des Leuchtenbandes am Heck hätte ich noch gerne bis zum äußeren Rand gezogen, aber das wäre dann doch zu teuer gekommen.“

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