Yokosuka ist das Paradies für überarbeitete Ingenieure, ein Tempel der inneren Ruhe für gestresste Facharbeiter, die von der kurzlebigen Neuwagenwelt abschalten wollen. Dort, bei Kento Auto Works, lässt Toyota seit mehr als 50 Jahren den Century bauen - sein absolutes Flaggschiff, mit nur zwei Modellwechseln in einem halben Jahrhundert.

Meister ihres Fachs fertigen dort in reiner Handarbeit Japans wahre Luxuslimousine, gegen die jeder Lexus wie ein neureicher Bengel wirkt. Denn was hier zählt, ist Beständigkeit.

Der Name Century wurde gewählt, weil das Jahr der Markteinführung auf den 100. Geburtstag von Sakichi Toyoda fiel, dem Gründer von Toyota Industries. 1967 auf den Markt gekommen, wurde er drei Dekaden lang nur minimal verbessert, erst 1997 grundlegend überarbeitet. Sein Äußeres blieb bis zur Neuauflage 2018 größtenteils unverändert. Das Design nicht modern, sondern staatstragend sein. 

Wahrer Luxus: Stoff- statt Ledersitze im Innenraum
Wahrer Luxus: Stoff- statt Ledersitze im Innenraum © TOYOTA

Der Century ist in Nippon ein rollendes „Symbol für konservativen Erfolg“, das fast ausschließlich im schwarzen Anzug vorfährt - andere Lackfarben kommen kaum zum Einsatz. Oder wie es Toyota formuliert: „Zu einem Century kommt man durch fleißige Arbeit, und zwar der Art, wie man sie in einem einfachen, aber eleganten Anzug leistet.“ Zur Kundschaft zählt traditionell das japanische Kaiserhaus, der Premierminister, Minister und hohe Regierungsbeamte,  führenden Geschäftsleuten - und auch die Bosse der Yakuza.

Konservative Fahrkultur, die alles verbietet, was heute als chic gilt: Der 5-Liter-V12 (von 1997 bis 2018 im Programm) soll gar nicht viel Dampf haben - 280 PS sind eine ziemlich klägliche Leistungsausbeute -, sondern vielmehr unhörbar agieren. Es wird bei den Sitzen auch lieber zu Stoff denn zu Leder gegriffen, weil es sich darauf einfach bequemer sitzt. 

Auch die Neuauflage des Toyota Century ist ein Klassiker ab Werk
Auch die Neuauflage des Toyota Century ist ein Klassiker ab Werk © TOYOTA

Technische Errungenschaften kommen nur dann zum Zug, wenn sie den Komfort steigern, so wie die Luftfederung oder Massagesitze. Oder der Hybridantrieb, der in Gestalt eines V8-Benziners mit fünf Litern Hubraum und Elektrounterstützung 2018 unter der langen Motorhaube Einzug gehalten hat.

Das Rückfenster und die hinteren Seitenfenster haben elektrisch bedienbare Spitzenvorhänge. Hier dreht sich alles um den Besitzer, der auf der Rückbank residiert und von nichts und niemandem belästigt werden möchte. Nicht einmal vom Türenöffnen - denn das geht elektrisch.

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