Das Handelsblatt feierte die Campinghersteller als neue Stars an der Börse: Die Aktienkurse der Eigentümer von Hymer, Adria, Knaus und Co brummen, die Verkäufe und Gewinne legen zu.

„Die Spitze ist erreicht“, analysiert Johannes Mautner Markhof, Konsulent und Experte im Camping und Caravanbereich. Und das Thema, die Lust am unabhängigen Urlaub, bleibt Thema der Stunde: Vom 18. bis 22 Oktober geht der Caravan Salon Austria in Wels/Oberösterreich über die Bühne.

Der neue VW California: Basisfahrzeug mit zwei Schiebetüren ermöglicht neues Drei-Raum-Konzept mit einer von außen nutzbaren Küche und vermittelt so ein geräumigeres Wohngefühl. Mit eHybrid!
Der neue VW California: Basisfahrzeug mit zwei Schiebetüren ermöglicht neues Drei-Raum-Konzept mit einer von außen nutzbaren Küche und vermittelt so ein geräumigeres Wohngefühl. Mit eHybrid! © (c) ingobarenschee

Die wichtigsten Neuheiten stehen schon fest. Ford bringt den neu aufgesetzten Nugget mit einer Vielzahl an schlauen Tricks, samt Digitalisierung. Beeindruckend, wie einfach man die Rücksitze zu Betten machen kann (inklusive Heizung). Touchscreens erleichtern die Bedienung, diese sind mit dem Smartphone zu verbinden bzw. zu steuern. Ein 5-G-Hotspot ist Serie, Küche, Einteilung und Outdoordusche glänzen mit neuen Features.

VW zeigte den neuen California, nebst weiteren Weltpremieren.

Die wichtigsten Trends

Und in welchen Bereichen bilden sich die wichtigsten Trends ab? Mautner Markhof präzisiert: „Die Fahrzeuge werden kleiner, kompakter, bedingt alltagstauglich. Immer mehr nehmen sich den Van als Erstauto, wenn möglich mit einem kleinen E-Auto für Kurzstrecken. Bis zu sechs Metern Länge, in dem Bereich liegt die begehrteste Klasse. Man kommt noch in viele Parklücken, hat aber doch für vier Leute Platz.“

Essential Vans rüstet Allrad-Sprinter um, bleibt dabei aber unter der 3,5-Tonnen-Grenze  und extrem variabel
Essential Vans rüstet Allrad-Sprinter um, bleibt dabei aber unter der 3,5-Tonnen-Grenze und extrem variabel © Mautner-Markhof

Das Dachzelt bleibt ein Thema der Stunde. Weil ein Aufstelldach deutlich mehr kostet (um 10.000 Euro) und es beim Auto bleibt, wählen immer mehr die Alternative Dachzelt. Es ist günstiger (Topmodelle um 4000 Euro) und man kann damit auf andere Autos wechseln.

„Anfangs“, so Mautner Markhof, „war es eher eine Show, mittlerweile gibt es Dachzelte mit Solarzellen oder man kann auch zusätzlich darauf Surfbretter transportieren.“

Gefragt seien derzeit Allrad-Kastenwagen, wie ein Sprinter 4x4, ohne Gas, aber mit Stromreserven. Die Leute wechseln auf Induktion und starke Lithium-Ionen Batterien mit 200 bis 300 Amperestunden, vielleicht mit Solarzellen auf dem Dach. Mit 200 Amperestunden kann man schon vier Tage unabhängig stehen, während der Kühlschrank läuft und man kocht.“

Amarok mit neuem Dachzelt-System
Amarok mit neuem Dachzelt-System © VW

Immer öfter als Arbeitsmobil

Das Reise- wird auch immer öfter zum Arbeitsmobil, zum Homeoffice der anderen Art, mit Option zur Ganzjahresnutzung. Ein erster Campingplatz in der Steiermark hat sich auf die Arbeitsnomaden konzentriert: der Business-Campingplatz Emma Wanderer auf einem ehemaligen Fußballplatz am Eingang zum Nationalpark Gesäuse. Zum Wohlfühlen und samt Glasfaseranbindung. Nach der Arbeit geht’s auf Mountainbiketour oder zum Paddeln.

In eine andere Nische geht der Anbieter Essential Vans, der Allrad-Sprinter umrüstet, dabei aber unter der 3,5-Tonnen-Grenze bleibt. „Die Basisstruktur kostet rund 20.000 Euro“, sagt Mautner Markhof, der Rest sei „unglaublich variabel, mit Airlineschienen kann man alles machen, von individuellen Küchen bis zu den Betten.“ Veredler und neue, schlaue Konzepte finden auch ihren Weg auf den Markt: Wie etwa der Joy Rider, ein Premiumprodukt mit einem neuen Raumkonzept.

Gute Aussichten: Camper-Platz für Arbeitsnomaden Emma Wanderer, Nationalpark Gesäuse
Gute Aussichten: Camper-Platz für Arbeitsnomaden Emma Wanderer, Nationalpark Gesäuse © Wanderer

Das Vermietgeschäft wächst

Grundsätzlich sei auch das Vermietgeschäft enorm gewachsen, betont Mautner Markhof. Aber er gibt auch zu bedenken: „Die guten Zulassungszahlen beruhen derzeit auf Altbestellungen. Ab einer Länge von sieben, acht Metern wird der Markt schon schwieriger. Die Kunden werden auf alle Fälle jünger, sie sind immer öfter in den 40ern, haben andere Prioritäten, eine kleine Eigentumswohnung und einen Van für Kurzurlaube.“ Preislich ist man ab 50.000, 60.000 Euro dabei – die ganz große Klasse (Luxusreisebusse) kommt auf 1,5 Millionen Euro.