Im jüngsten Crashtest des ÖAMTC und seiner Partner wurden neun aktuelle Fahrzeuge auf ihre Sicherheit überprüft. Neben in unseren Breiten weit verbreiteten Modellen stellten sich mit dem Ora Funky Cat und dem Wey Coffee 01 zwei Fahrzeuge aus dem chinesischen Great-Wall-Konzern dem Test. Sie werden voraussichtlich ab Herbst 2022 in Europa erhältlich sein und schaffen volle fünf Sterne. Damit scheint die Zeit, in der Fahrzeuge aus China, die in Europa verkauft werden sollen, beim Crashtest mit Pauken und Trompeten durchfielen, endgültig der Vergangenheit anzugehören. 

Abseits der Neulinge aus China schafften diesmal Genesis GV60 und Tesla Model Y die Höchstwertung. "Für den ebenfalls getesteten Kia Niro gilt das nur, wenn man das optionale Safety Pack dazu nimmt, in der Standard-Ausführung reicht es für vier Sterne", hält Max Lang, Experte für Fahrzeugsicherheit beim Mobilitätsclub, fest.

Vier Sterne gibt es auch für die im Wesentlichen baugleichen Citroën e-Berlingo, Opel Combo-e Life und Peugeot e-Rifter (getestet wurde der Rifter mit Verbrennungsmotor bereits 2018) sowie den Hyundai i20, der dem 2021 getesteten Hyundai Bayron entspricht.

Die Ergebnisse im Detail

  • Erwachsenensicherheit: "Die Kombination aus aktiven und passiven Sicherheitssystemen macht moderne Autos sehr sicher für erwachsene Insassen", erklärt der ÖAMTC-Experte. Im aktuellen Test erreichen alle Kandidaten ausgezeichnete Werte um die 90 Prozent – nur der Hyundai i20 fällt hier mit 76 Prozent und erhöhtem Verletzungsrisiko beim Seitenaufprall deutlich ab. Aus dem gleichen Grund war der baugleiche Hyundai Bayon Schlusslicht beim Crashtest im Oktober 2021.
  • Kindersicherheit: Auch hier werden von aktuellen Fahrzeugen großteils Werte von deutlich über 80 Prozent erreicht. Die besten in diesem Kriterium kommen diesmal von Genesis, Tesla und Wey (jeweils 87 Prozent), am schwächsten schneidet auch hier der Hyundai i20 (82 Prozent) ab. "Sein Problem: Beim Seitenaufprall wurde beim Dummy, der ein zehnjähriges Kind, platziert auf einem Sitzerhöher, darstellt, stark erhöhte Verletzungsgefahr im Brustbereich gemessen", berichtet Lang.
  • Vulnerable Verkehrsteilnehmer: "Neben der Konstruktion der Frontpartie spielen auch in diesem Kriterium elektronische Assistenzsysteme eine wichtige Rolle. In puncto Bauweise stagnieren die meisten Modelle seit einiger Zeit – so sind es meist immer noch die harten A-Säulen und oft auch Teile der Motorhaube und Windschutzscheibe, die bei einem Zusammenprall zu schweren Verletzungen bei Fußgängern und Radfahrenden führen", sagt der ÖAMTC-Experte. "Allerdings können automatische Notbremsassistenten, die diese Verkehrsteilnehmer erkennen, helfen, Unfälle zu vermeiden." Hier gibt es ebenfalls wenig zu beanstanden – am häufigsten treten Probleme auf, wenn das System beim Reversieren oder beim rechts Abbiegen Passanten nicht erkennt.
  • Sicherheitsassistenten: In diesem Bereich zeigt sich die rasante Entwicklung der Technologie am deutlichsten. Vor wenigen Jahren waren Systeme wie Spurhalte-, Geschwindigkeits- und Notbremsassistenten noch teuren Premiummodellen vorbehalten, heute gehören sie zur Serienausstattung und sind teils sogar vorgeschrieben. Lang dazu: "An dieser Entwicklung haben wir mit unseren Tests, die immer wieder gezeigt haben, dass die elektronischen Helfer viel zur Unfallvermeidung beitragen können, aktiv mitgewirkt." Im aktuellen Test setzt der Tesla in diesem Kriterium mit einem Wert von 98 Prozent die Maßstäbe, aber auch die chinesischen Modelle sind mit 93 (Ora Funky Cat) bzw. 94 Prozent (Wey Coffee 01) sehr gut mit Assistenten ausgestattet. Weniger gelungen ist hier die Herangehensweise von Kia: In der Serienausführung gibt es einen Notbremsassistenten auf Kamera-Basis, der zwar funktioniert. Besser dran ist man aber mit dem Safety Pack, das dem System Radar – und damit ein deutliches Sicherheitsplus – hinzufügt. Das kostet allerdings extra und macht Sicherheit damit auch zu einer Preisfrage.