Von plötzlichen sintflutartigen Regenfällen und Unwettern haben wir in diesem Sommer schon mehr als genug gehabt - aber der Wettergott scheinbar noch nicht. So sollte man reagieren, wenn man von einem plötzlichen Wetterumschwung erwischt wird.

Es hat so dermaßen geschüttet, dass ich plötzlich durch die Windschutzscheibe nichts mehr gesehen habe. Darf ich in so einem Fall auf der Straße anhalten, wenn kein Parkplatz in der Nähe ist?
Grundsätzlich gilt: Wer auf der Autobahn unterwegs ist, sollte diese rasch verlassen und am nächsten Rastplatz Schutz suchen. Der Pannenstreifen ist nämlich grundsätzlich nur für technische Notfälle gedacht. Lassen es die Verhältnisse zu, sollte man also mit reduziertem Tempo zum nächsten Parkplatz fahren und dort abwarten. Allerdings: Wenn die Sicht etwa bei einer Fahrt auf der Autobahn gleich null ist, muss der Lenker sein Fahrzeug anhalten, obgleich das normalerweise verboten und auch nicht zu empfehlen ist. „Dafür kann man nicht belangt werden, denn niemand kann gezwungen werden, ohne Sicht zu fahren“, sagt ARBÖ-Rechtsexperte Peter Rezar. Dies gilt auch für Motorradfahrer, die oft unter Brücken Zuflucht suchen. Wichtig: Warnblinkanlage einschalten!

Was man beim Autofahren durch ein Gewitter beachten sollte
Was man beim Autofahren durch ein Gewitter beachten sollte © ADAC

Kann ein Blitz ins Auto einschlagen?
Ja, aber das kommt äußerst selten vor. Sollte es doch passieren, wirkt die Karosserie als sogenannter Faradayscher Käfig. Der leitet die elektrische Entladung um die Insassen herum. Trotzdem gilt: Im Innenraum nach dem Blitzeinschlag keine Metallteile berühren, die mit der Karosserie in Verbindung stehen. Auto, Elektronik und Reifen können bei einem Einschlag beschädigt werden. Auch bei geschlossenem Cabrioverdeck funktioniert das Prinzip des Faradayschen Käfigs.

Was bedeutet Aquaplaning und wann kann es auftreten?
Unter Aquaplaning versteht man das "Aufschwimmen" der Reifen auf dem Wasserfilm, der sich bei starkem Regen auf der Fahrbahn bilden kann. So verlieren die Pneus den Kontakt zur Fahrbahn und das Auto ist plötzlich nicht mehr lenkbar. "Das kann schon bei Geschwindigkeiten ab 80 km/h passieren. Je schlechter das Profil, je breiter die Reifen, desto eher kommt es zu Aquaplaning", erklärt Georg Scheiblauer, Leiter des ÖAMTC Fahrtechnikzentrums in Teesdorf.

Was tun, wenn das Fahrzeug plötzlich aufschwimmt?
"Wichtig ist in dem Fall, Ruhe zu bewahren und die Lenkung in Fahrtrichtung zu halten. Die meisten Unfälle ereignen sich bei Aquaplaning durch falsche und vor allem überhastete Reaktionen", sagt Georg Scheiblauer. Als Faustregel gilt: Das Tempo verringern - dafür zügig, aber nicht zu abrupt vom Gas gehen, Kupplung treten und das Lenkrad gerade halten. "Gerade beim Spurwechsel und Überholen gilt es, besonders vorsichtig zu agieren, wenn man mit einer Fahrzeugseite in eine Spurrille gerät", sagt der Experte. "Dabei kann es zur häufigsten Form kommen, dem einseitigen Aquaplaning: Das Auto beginnt in die Richtung der Spurrille stark zu ziehen. Dieses Ziehen ist mit einem starken Seitenwind vergleichbar. Richtig reagiert man in dieser Situation, indem man das Lenkrad mit beiden Händen festhält und dem Ziehen damit entgegenwirkt."

Wo sucht man bei einem Unwetter am besten Schutz?
Bei Starkregen ist es ratsam, eine etwas höher gelegene Stelle aufzusuchen, die vor Überflutung geschützt ist. Wer an einem abschüssigen Weg Schutz sucht, muss darauf achten, ob dieser sich bei starken Niederschlägen nicht womöglich in einen reißenden Sturzbach verwandelt. Gerne wird bei Starkregen in Unterführungen Schutz gesucht: Sie können bei starken Niederschlägen schnell volllaufen und für Autofahrer zur Falle werden. Steigt das Wasser höher als bis zur halben Felgenhöhe, besteht außerdem die Gefahr, dass der Motor durch angesaugtes Wasser komplett zerstört wird. Auch sollte man die direkte Nähe von Bäumen meiden, deren Äste abknicken und aufs Auto fallen können. In der Nähe von Häusern ist mit herabfallenden Dachziegeln zu rechnen.

Mein Auto ist bei einem Unwetter beschädigt worden. Zahlt das die Versicherung?
Oftmals sind es auch Schäden, die durch Hagel, abgebrochene Äste, umgestürzte Bäume oder herab fallende Dachziegel an Fahrzeugen verursacht werden. Wer voll- oder teilkaskoversichert ist, braucht sich grundsätzlich keine Sorgen zu machen, da witterungsbedingte Schäden in den meisten Fällen abgedeckt sind. Je nach vertraglicher Regelung sind allerdings auch Selbstbehalte möglich. Ausschließlich haftpflichtversicherte Autobesitzer werden bei Hagelschäden allerdings auf den Kosten sitzen bleiben. Allerdings: Für Schäden, die durch herab fallende Ziegel, Blumenkistchen oder ähnlichem verursacht werden, kann unter Umständen die Gebäudehaftpflichtversicherung der betroffenen Liegenschaft zur Wiedergutmachung des Schadens herangezogen werden. Wichtig für die Übernahme durch die Versicherung ist die richtige Vorgehensweise: "Die Schadensmeldung sollte unverzüglich erfolgen. Von Vorteil ist auch eine Dokumentation mit Fotos", rät ÖAMTC-Juristin Verena Pronebner. 

Ich habe keine Garage. Wie kann ich mein Fahrzeug trotzdem vor Hagel schützen?
Hat man keine Unterstellmöglichkeit, ist für Autos eine Hagelschutz-Garage eine gute Lösung. Sie besteht aus dickem Kunststoff und dämpft die Einschläge großer Hagelkörner entscheidend ab. "Ist nichts anderes zur Hand, sind eine simple Stoffdecke oder Badetücher über das Autodach geworfen und in den Türen eingeklemmt immer noch besser  als nichts", weiß ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl.

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