Vermeintlich gute Tipps rund ums Auto gibt es in Hülle und Fülle. Oft werden sie über Generationen weitergegeben. Einige mit gutem Recht. Aber viele halten sich erstaunlich lange, obwohl sie technisch längst überholt sind und – schlimmer noch – teuer zu stehen kommen können.

„Ein leider noch weitverbreiteter Irrtum ist, dass Radschrauben mit aller Gewalt festgeschraubt werden müssen, um sicher zu halten“, schildert Patrick Pöppl von TÜV Süd einen der vermeintlich guten Ratschläge: „Wer dazu gar noch einen Schraubenschlüssel mit Verlängerung, also mit größerer Hebelwirkung, benutzt, kann die Schrauben am langen Arm abreißen.“ Vor allem bei den beliebten Leichtmetallfelgen sollte man hier besonders vorsichtig sein. „Das berühmte Nachziehen der Schrauben nach zehn bis 100 Kilometer Fahrt gilt zwar unverändert, macht aber nur mit dem Einsatz eines Drehmomentschlüssels Sinn“, gibt der Fachmann zu bedenken.

Vergaser sind Vergangenheit

Unverändert beliebt ist der Einsatz der Stotterbremse. Die sollte jedoch allenfalls nur noch am Stammtisch verbal aktiviert werden. Im automobilen Alltag hat sie nichts mehr verloren. Spätestens durch das Anti-Blockier-System (ABS) ist die gefühlvolle Stotterbremse hinfällig. Wer trotzdem daran festhält, verlängert den Bremsweg unnötigerweise und riskiert dramatische Folgen. Der Experte rät: „Bei Gefahr stets voll zu bremsen.“

Vor dem Abstellen des Motors noch einmal kurz Gas geben, das kann man immer noch beobachten. Angeblich sollten so die Ventile geschmiert, der Vergaser gesäubert und so der nächste Start erleichtert werden. „Alles blanker Unsinn, zumal allenfalls ein Auto vor der Jahrhundertwende noch einen Vergaser besitzt“, rückt Pöppl den Stand der Technik zurecht: „Im harmloseren Fall wird lediglich Sprit verschwendet.“ Und Türschlösser mit Graphit zu schmieren, entspricht ebenfalls nicht mehr zeitgemäßer Technik. Graphit ist zwar kein Gift für Türschlösser, aber an dieser Stelle inzwischen eher ein Schmutz- als ein Schmiermittel. Die heutige Schließzylindertechnik verlangt vielmehr modernere Schmiermittel, beispielsweise auf Teflonbasis. Mit speziellen Schließzylindersprays hält man die Türschlösser deutlich sauberer.

Spiritus statt Frostschutz

Auf der gleichen Ebene bewegt sich der Tipp, zu Winterzeiten vermeintlich preisgünstigen Spiritus statt teurerer Frostschutzmittel in die Scheibenwaschanlage zu füllen. „Auch, wenn Spiritus eines der besten Frostschutzmittel ist, hat er in der Scheibenwaschflüssigkeit nichts verloren“, aktualisiert der Fachmann den Katalog guter Ratschläge: „Spiritus verursacht nämlich Schlieren auf der Scheibe sowie einen unangenehmen Geruch.“ Besser und bei vielen Discounter zu Beginn der kälteren Jahreshälfte im Sonderangebot sind spezielle Frostschutzlösungen – übrigens meist mit deutlich angenehmerem Zitrusduft.

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