Giugiaro: Schon der Name besitzt den Klang einer Epoche, in der die Welt für Auto-Enthusiasten noch in Ordnung war. Aus der Designschmiede des legendären Giorgetto Giugiaro, der das Designstudio Italdesign Giugiaro 1968 gegründet hatte, stammen Klassiker wie der Ferrari 250 GT oder der BMW M1 - genauso wie Autos, die im Alltag Geschichte schrieben. VW Golf 1 bis Fiat Panda und Uno ...

2010 kaufte sich Volkswagen über seine Tochter Audi in das Studio ein. 2015 gaben Giugiaro - mit dem ehemaligen VW-Chef Ferdinand Piëch über Jahrzehnte verbunden - und sein Sohn Fabrizio die letzten Anteile ab. Heute klingt Italdesign nach einer Welt, die in Sachen Mobilität auseinanderdriftet - zwischen Carsharing, autonomem Fahren und alternativen Antrieben.

Italdesign-Chef Jörg Astalosch (Dritter von links)
Italdesign-Chef Jörg Astalosch (Dritter von links) © GIUGIARO

Der starke Mann, der bei Italdesign diese unterschiedlichen Welten verbindet, heißt Jörg Astalosch, ein ehemaliger Assistent von VW-Chef Ferdinand Piëch. Der unkonventionelle Manager mit dem ungewöhnlichen Werdegang arbeitete in verschiedensten Bereichen im VW-Konzern. Heute hat er bei Italdesign alles auf einmal. Das reicht bei Fahrzeug-Gesamtentwicklungsprozessen (Audi Q2, Mini / 2. Generation etc.) quasi vom weißen Blatt Papier bis zur Produktion; neben Prototypenbauern, Designkünstlern (Autos, Pasta, Räder, Kameras), 3D-Druckern und Laserschneidern arbeiten auch Handwerkskünstler, die Aluminium so bearbeiten, wie es eine Maschine nie könnte.

Zerouno, der Supersportwagen von Italdesign
Zerouno, der Supersportwagen von Italdesign © GIUGIARO

In der nächsten Halle stehen aktuelle Modelle eines Herstellers, in denen aber zukünftige Technik getestet wird. Spezialisten bauen diese Autos zusammen und erwecken sie zum Leben. Das dauert zwei Tage, denn die frisch von Hand zusammengesetzten Technikkomponenten und Dutzende Steuergeräte müssen aufeinander abgestimmt werden. In Denklaboren wird außerdem an Mobilitätslösungen gearbeitet. Das spektakuläre Projekt Pop.Up, das mit Airbus realisiert wurde, sorgte für Schlagzeilen. Mit einer Plattform, einer Kabine und einer Drohne, die alles mitnehmen kann, inklusive totaler Vernetzung - stark vereinfacht erklärt.

Ebenso ein Aufreger: der Zerouno-Sportwagen auf Lamborghini-Basis mit neuem Hightecheinsatz. Mittendrin steht Astalosch. Im Gespräch mit ihm und seinem Team fallen Sätze wie: Big Data werde alles verändern, Apps würden mit unseren Daten und ihren Algorithmen unserem Mobilitätsverhalten den Weg weisen. Und damit das Auto kein Auslaufmodell wird, müsse man Dinge neu denken wie beim Pop.Up. Wer überleben will, muss sich transformieren - zum Mobilitätsanbieter. Die großen Städte verändern sich dramatisch. Singapurs Stadtplanung hat etwa die Stadt maßstabgetreu aufgebaut und simuliert mit Virtual Reality von der Sonneneinstrahlung bis zum Verkehr alles, um die Stadt weiterzuentwickeln. Das Pop.Up-System könnte den Verantwortlichen gefallen haben.