In der Osterwoche ging es los: Wie jeden Frühling, holen die Biker ihre Maschinen aus der Garage und machen die ersten Ausfahrten. Dass gerade Motorradfahrer besonders vorausschauend fahren müssen, erklärt Dieter Krainz vom steirischen Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV): "Anders als beim Pkw gibt es keine Knautschzone, die einen Aufprall abschwächen könnte. Auf eine Kollision folgt immer ein Sturz." Natürlich sollten sich die meisten Biker über die Gefahren ihres Hobbys bewusst sein.

Eins mit dem Motorrad. Warum es dennoch immer wieder zu schweren Unfällen kommt, lässt sich mit Hilfe der Psychologie erklären. Krainz: "In einer Studie haben wir herausgefunden, dass Motorradfahrer in den so genannten Flow kommen." Darunter versteht man ein Gefühl des völligen Aufgehens in einer Tätigkeit – eine Art "Schaffensrausch". Selbst wenn sich die Biker vornehmen, vorsichtig zu fahren – sobald sie im Flow sind, würden sie alle Vorsicht vergessen, so Krainz. "Dabei handelt es sich um ein sehr gutes Gefühl. Die Leute glauben sich vereint mit ihrem Motorrad und meinen alles unter Kontrolle zu haben." Die Folgen seien überhöhte Geschwindigkeit und riskante Kurvenlagen. Außerdem würden die Biker ihr Zeitgefühl völlig verlieren.

Schulungen. Um das Risiko für Motorradfahrer zu reduzieren, setzt das KfV vor allem auf Schulungen. Krainz: "Vorrausschauendes und vorsichtiges Fahren ist die beste Möglichkeit um schwere Unfälle zu verhindern." Zusammen mit Arbö und Öamtc werden Workshops angeboten. Das Ziel: Verhaltensänderung und Bewusstseinsbildung bei Bikern. Dennoch kommt es immer wieder zu verheerenden Unfällen. Alleine 2008 gab es in der Steiermark 516 Verletzte und 15 Tote bei Unfällen mit Motorrädern. Der Großteil davon sind Alleinunfälle – das heißt, die Biker sind ohne Zutun anderer gestürzt. In Kärnten sieht die Lage ähnlich aus. Bei insgesamt 294 Motorradunfällen gab es vergangenes Jahr 13 Todesopfer.

Soboth. Dass man auch mit baulichen Maßnahmen einiges zur Verkehrssicherheit beitragen kann, zeigt das Beispiel Soboth. Gab es 2003 noch 15 Motorradunfälle allein auf der steirischen Seite des Passes, war es vergangenes Jahr nur noch ein einziger Unfall. Vor allem auf der Kärntner Strecke wurde in den vergangenen Jahren baulich einiges verändert. Martin Kobald vom KfV Kärnten: "Wir haben analysiert in welchen Bereichen der Strecke es besonders viele Unfälle gab." Das Ergebnis: Vor allem in engen Linkskurven sind Motorradfahrer immer wieder auf die Gegenfahrbahn gekommen und mit anderen Fahrzeugen kollidiert.

Neue Bodenmarkierungen. Um dem entgegenzusteuern, hat die Kärntner Landesregierung neue Bodenmarkierungen aufbringen lassen. Albert Krainz, Leiter der zuständigen Abteilung: "Die neuen Straßenlinien sorgen dafür, dass die Biker die Kurven nicht mehr schneiden und auf ihrer Seite bleiben." Auf der beliebten Strecke gibt es ebenfalls Unterfahrschutz, der verhindert, dass jemand unter den Leitplanken durchrutscht. Auch auf der Straße in die Lieserschlucht wurden diese Schutzmaßnahmen eingebaut. Laut den Experten des KfV können solche Verbauten aber auch zum Rasen verleiten. "Manche Motorradfahrer fühlen sich dadurch besonders sicher und geben erst recht Gas." Solche Rowdys werde es immer geben, schließt Krainz.