In den Turbulenzen des letzten Jahres war der Insignia der Rettungsanker der Deutschen. Es war leider zu befürchten, dass sich die Amerikaner ihr High-tech-Zentrum in Europa, von dem wichtige und entscheidende Entwicklungsimpulse für die weltweite Autoproduktion von General Motors ausgehen, nicht so einfach nehmen lassen. Aber wie sie die deutsche Regierung und Magna haben auflaufen lassen, war ein starkes Stück. Der Start des neuen Astra ging dabei ein wenig unter. Zu einem Zeitpunkt, als die Deutschen ihren guten Ruf in Etappen wieder zurückgewonnen hatten.

Fehler der Vergangenheit

Zum Vorgänger des neuen Astra habe ich damals schon gesagt: Gut so, aber erst der nächste Schritt wird klären, ob sich Opel tatsächlich von den Fehlern der Vergangenheit distanzieren kann. Um es kurz zu machen - der neue Astra hat es geschafft. Ich bin vielleicht nicht mit allem einverstanden, aber das Auto rollt auf dem eigenen Opel-Weg, den man mit dem Insignia eingeschlagen hat, weiter. Und wie!

Der neue Astra ist auf Komfort ausgelegt: Ein geschmeidiger Kompakter mit perfektem Abrollkomfort. Hier ist man auf Augenhöhe mit dem stärksten Konkurrenten, dem VW Golf. Beim Motor gibt es aufgrund der fehlenden Laufruhe und der Vibrationen und Kaltstart-Geräusche kleine Punkteabzüge. Was schade ist, weil der Diesel über viel Drehmoment und genügsame Verbrauchswerte verfügt - und damit in den entscheidenden Kriterien voll überzeugt. Beim Handling kann der neue Astra wieder voll auftrumpfen. Das Auto lenkt gut (wenn auch eher leichtgängig), das ganze Fahrverhalten ist wunderbar. Auch im Regen und auf rutschigem Untergrund kann sich der Astra mit den besten Konkurrenten messen. Selbst scharfe Lastwechselreaktionen steckt der Astra gutmütig weg.

Positiv aufgefallen ist auch die Schaltung. Die Automatik lässt beim Schaltwechsel nahezu keine Zugkraftunterbrechung spüren, das ist ordentlich gelungen. Die Automatik schluckt ein bisschen zu viel von der Kraft, dass das Auto 160 PS hat, geht ein bissl verloren. Aber mit dem enormen Drehmoment wird vieles wieder ausgeglichen.

Typischer Astra-Stil

Im Auto selbst fühle ich mich wohl, aber man muss den Astra-Stil akzeptieren. Der Armaturenträger ist wuchtig geraten, das schränkt das Platzgefühl ein, das für Fahrer und Beifahrer trotzdem in Ordnung geht. Im Fond wird es schon enger, Kopf- und Kniefreiheit sind nicht optimal, das könnte besser sein. Gut: Die Materialauswahl und die weichen Auflagen in den Türen - das schont den Ellbogen. Insgesamt finde ich, dass die Bedienelemente (Radio etc.) zu unübersichtlich sind. Weniger wäre mehr.

Unterm Strich bleibt: Es ist ein eigenständiger Versuch, in der Kompaktklasse zu bestehen. Man hat viel dazugelernt, ist um Welten besser geworden. Auch, was die Qualität betrifft.