Die Sonne wirft ihre Strahlen auf die beiden neugotischen Türme der Stiftskirche; durch die geöffneten Fenster des angrenzenden Gymnasiums ertönt helles Kinderlachen – mit Blick auf die schroffen Kalkgipfel des Gesäuses und unweit der Enns steht hier das älteste Kloster der Steiermark, das Stift Admont. Seit 950 Jahren wird die Region weit über die Ortsgrenzen hinaus maßgeblich von den hier lebenden und wirkenden Mönchen, die dem Orden der Benediktiner angehören, beeinflusst.

Video: Stift Admont feiert 950 Jahre

Seiner ursprünglichen Aufgabe, den christlichen Glauben, Kultur und Bildung zu fördern und zu festigen, kommt man auch nach all den Jahrhunderten noch gewissenhaft nach. Eine weltoffene und moderne Sicht auf unsere heutige Gesellschaft gehen dabei ganz selbstverständlich Hand in Hand mit christlichen Traditionen und Werten, denen die Schriften des Heiligen Benedikt von Nursia zugrunde liegen. Diese gelebte Verbindung ist es unter anderem, die das Stift Admont zu etwas ganz Besonderem machen. 

Eine Frau als Stifterin

Dass es in einer männerdominierten Weltgeschichte ausgerechnet eine Frau war, die die Gründung des Stifts Admont initiiert und ermöglicht hat, erfüllt Mag. Gerhard Hafner, der 2017 zum Abt gewählt wurde, mit Stolz. „Es ist der Heiligen Hemma von Gurk und ihrem Wunsch, den christlichen Glauben in der Obersteiermark zu stärken, zu verdanken, dass es das Stift Admont überhaupt gibt“, erzählt er. „Sie hat einen großen Teil ihres Reichtums und ihres Besitzes zur Verfügung gestellt, damit an dieser Stelle ein Kloster errichtet werden konnte, in dem nicht nur die Mönche leben, sondern das auch einen wertvollen Beitrag für die hier ansässige Bevölkerung bringt.”

Die Bibliothek des Stifts Admont ist die weltweit größte ihrer Art
Die Bibliothek des Stifts Admont ist die weltweit größte ihrer Art © Stefan Leitner

Derzeit gehören 26 Mönche dem Stift Admont an, wobei gut die Hälfte in den von ihnen betreuten Pfarreien lebt und nur gelegentlich ins Kloster zurückkehrt. „Mit besonderer Freude erfüllt uns, dass unter unserem Dach mehrere Generationen zusammen leben”, betont Abt Gerhard, denn 13 seiner Mitbrüder sind unter 50 Jahre alt. Die meisten von ihnen stammen aus Österreich oder Deutschland, doch auch aus den USA bekam das Kloster vor drei Jahren neuen Zuzug. Ein Zeugnis der Offenheit des Stifts, das von dieser Vielfalt profitiert.

„Wir alle lernen voneinander: die Jungen von der Erfahrung der Älteren und die Älteren von der Sichtweise der Jungen auf die moderne Welt und ihrem technischen Wissen. Das Glück, mehrere Generationen wie in einer Großfamilie unter einem Dach zu vereinen, haben heute nicht mehr viele Klöster”, ist sich Abt Gerhard sicher und fügt mit einem Lächeln hinzu: „Trotzdem hätten wir noch reichlich Platz für weitere Brüder.”

Ein Beruf als Versprechen fürs Leben

Wer sich für den Beruf des Mönchs interessiert, kann übrigens während einer Schnupperzeit, dem sogenannten Postulat, das klösterliche Leben ganz unverbindlich kennenlernen. Erst danach beginnt das einjährige Noviziat, dem die „Zeitliche Profess“ für weitere drei Jahre folgt und an deren Ende die „Feierliche Profess“, also der Eintritt ins Kloster bis ans Lebensende, steht. Ein großer Moment für das gesamte Kloster, den Menschen selbst und seine Freunde und Angehörige, zu denen er auch nach dem endgültigen Eintritt weiterhin regelmäßigen Kontakt pflegt.

Tiefer Glaube als Halt in schweren Zeiten

Ora et labora et lege – bete und arbeite und lese. Dieser Leitsatz, der den Tagen der Benediktinermönche bereits im Mittelalter einen bestimmten Rhythmus verlieh, gilt heute unverändert. „Vieles, was wir hier im Kloster leben, entdecken auch Manager großer Unternehmen gerade wieder für sich”, erzählt Abt Gerhard, der seit 1996 Pfarrer von Admont ist. „Das regelmäßige Gebet schafft Phasen des Innehaltens und verleiht dem Tag jene Struktur, die für den Geist so wichtig ist, um zur Ruhe zu kommen. Die Arbeit und die Beschäftigung des Geistes, die vom Heiligen Benedikt mit der Aufforderung zu lesen beschrieben wurde, spielen für uns ebenfalls eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund geht jeder Mönch einer regelmäßigen Tätigkeit nach.”

Abt Gerhard ist auch seit 1996 Pfarrer der Gemeinde Admont
Abt Gerhard ist auch seit 1996 Pfarrer der Gemeinde Admont © Stefan Leitner

Dazu gehören etwa Lehrtätigkeiten im Stiftsgymnasium, die Betreuung der 26 zugehörigen Pfarreien sowie die Seelsorge im Haus der Begegnung in Graz, wo Studierende wohnen können und jederzeit ein offenes Ohr finden. Einander zuzuhören und Verständnis für die Situation des anderen aufzubringen – das sind Themen, die Abt Gerhard besonders am Herzen liegen. „Der christliche Glaube ist gerade heute etwas, das vielen Menschen Halt gibt. Wir leben in so unsicheren Zeiten, umso wichtiger ist es, für die Worte und Sichtweisen des anderen offen zu sein. Ich glaube, dass es ein wichtiger Beitrag der Kirche für die Gesellschaft ist, einander zuzuhören, miteinander zu leben und keine Gräben zwischen den Menschen aufzureißen.”

Wirtschaft im Dienste der Menschen

Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb – sind für das Stift auch die wirtschaftlichen Aspekte seines Tuns so wichtig. Die Immobilien in und rund um Graz, die Forstbetriebe, die Stromproduktion aus Wasser und Sonne sowie zahlreiche weitere Unternehmen unter der Leitung von Wirtschaftsdirektor Franz Pichler sind so erfolgreich, dass dadurch Kultur und Bildung finanziert werden können. So wird beispielsweise das Gymnasium vom Stift subventioniert, damit die Jugendlichen ohne immense Gebühren die Vorzüge einer Privatschule genießen können. Auch die Erhaltung des Museums und der Stiftsbibliothek, die als größter klösterlicher Büchersaal international bekannt ist, kann dank des wirtschaftlichen Erfolgs bewerkstelligt werden.

Der erzielte Gewinn des Stifts, das rund 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz bietet und jedes Jahr mehr als 60.000 Gäste empfängt, wird nachhaltig verwendet. Neben der Finanzierung sozialer Projekte soll mit der Investition in die eigenen Betriebe, in Forschung, Entwicklung und das Bestehen des Klosters dieses kostbare Erbe auch für nachkommende Generationen gesichert werden. 

Viele Gründe zum Feiern

950 Jahre – ein solches Jubiläum ist wahrlich keine Alltäglichkeit und so erstrecken sich die Feierlichkeiten über das gesamte Jahr. Unter anderem werden zahlreiche österreichische Äbte und Bischöfe, darunter auch ein Bischof aus dem Kongo, Festgottesdienste mit der Gemeinde und allen Interessierten feiern. Ebenso sollen diverse Konzerte als kulturelle Höhepunkte sowie die feierliche Eröffnung des neuen Museumsjahres am 19. März ein breites Publikum anziehen. Zum krönenden Abschluss des Jubiläumsjahres werden ORF und ZDF am 25. Dezember den Weihnachtsgottesdienst in der Stiftskirche übertragen. Schließlich soll das lebendige Erbe Admonts möglichst viele Menschen erreichen; damals, heute und auch in der Zukunft.

Entstanden in Kooperation mit dem Benediktinerstift Admont.