Ob dieser Winter ein guter wird? Für den pensionierten Tischler Franz Leitner ganz bestimmt. Seine Kinder haben ihm zum runden Geburtstag eine Winterreise nach Osttirol geschenkt. Aber nicht zum Skifahren. Sondern zum Rodeln. Mit dabei? Die original Leitner-Holzrodel, versteht sich. Auch nach 40 Jahren Rodelbau ist er kein bisschen müde, wenn es um „sein“ Handwerk geht. Ganz im Gegenteil. Der Bau von Holzschlitten und auch das Rodeln selbst sind für Franz Leitner viel mehr, als nur eine Nebenbeschäftigung. Sie sind seine größte Leidenschaft.

Dabei waren die Anfänge rein privater Motivation: „Bei uns hat es jeden Winter Landjugendrennen gegeben. Und mit unseren einfachen Schlitten hatten wir überhaupt keine Chance. In der Tischlerei, in der ich damals gearbeitet hab, haben wir Türen mit Rundung gebaut. Und da habe ich mir gedacht, das müsste doch als Schlittenkufen auch gehen.“

Anfangs werden ausschließlich Freunde und Familie mit den ersten selbstgebauten Rodeln versorgt, 2005 meldet Franz Leitner ein Gewerbe an und baut seine Schlitten von da an unter dem Namen „Wagnerei Leitner“, einer fast schon antiquierten Gewerbebezeichnung für den Bau von Einzelteilen aus Holz für den Wagen- und Karrossiebau. Und für Schlitten.

© Stefan Robitsch

„An dem Grundaufbau habe ich in den ganzen 40 Jahren nichts verändert“, erzählt Franz Leitner. Und auch sein hoher Qualitätsanspruch ist der gleiche geblieben. Mehrfach verleimtes Eschenholz, sehr stabil und trotzdem nachgiebig, wenn es darum geht, die Rundungen zu formen. Es sind die Feinheiten, die bestimmen, wie gut sich ein Schlitten lenken und fahren lässt.

Erfahrung ist alles, auch beim Rodelbau: „Ganz am Anfang hatte ich recht dünne Kufen, die sind immer stärker geworden mit der Zeit. Und auch die Laufflächen waren zuerst komplett gerade, bis ich gemerkt habe, dass man viel besser lenken kann, wenn die Flächen etwas aufgebogen sind.“ Mittlerweile hat Franz Leitner zum ersten Mal eine Bremse verbaut: „Sicherheit beim Rodeln steht bei mir an absolut erster Stelle. Und endlich habe ich ein System gefunden, das funktionieren könnte. Jetzt warte ich auf den Schnee, damit ich den Prototypen ausprobieren kann.“

Was sich neben den Rodeln über die Jahre auch entwickelt hat, ist die Ausstattung der Werkstatt, gleich neben dem Wohnhaus in Pöllau am Greim. Angenehm nach Holz duftet es hier, bereits fertig verleimte und lackierte Schlittenteile warten auf ihren Einsatz, für jeden Arbeitsschritt gibt es mittlerweile eigene Maschinen. Manches ist allerdings reine Handarbeit, wie das Flechten der Sitzflächen – übrigens einer von Franz Leitners Lieblingsarbeitsschritten. Warum? „Wenn ich bei der Sitzfläche angekommen bin, dann weiß ich, dass schon sehr bald wieder ein Schlitten bereit ist für die Übergabe an seinen neuen Besitzer!“ Ob er eigentlich nicht nur Rodeln baut und verkauft, sondern Menschen glücklich macht? Er überlegt: „Vielleicht, ja“, sagt er. Und dann, kurze Zeit später überzeugt: „Doch, ganz sicher sogar.“

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Auch das ist Motivation dafür, dass er, seit er in Pension ist, oft schon um sechs Uhr morgens hier unten steht und an seinen Schlitten arbeitet. Rund 50 Stück verkauft er pro Jahr, im Herbst hat der Schlittenbau Hochsaison. „Da kann es schon sein, dass ich rund zehn Stunden pro Tag in der Werkstatt verbringe“, erzählt er. Wer die Menschen sind, die bei ihm Schlitten in Auftrag geben? „Ganz unterschiedlich. Aber generell habe ich schon das Gefühl, dass sich die Leute auf alte Werte besinnen und handgemachte Dinge wieder mehr schätzen. Ich habe oft Großeltern als Kunden, die ihren Enkelkindern einen handgemachten Rodel zu Weihnachten schenken möchten.“

Und damit etwas für die Ewigkeit, denn die Schlitten der Wagnerei Leitner haben kein Ablaufdatum. Franz Leitner: „Die Kufen muss man etwas pflegen. Idealerweise trocknet man sie nach dem Rodeln ab, das ist wichtig. Und ich reibe sie immer wieder mit einem Wachs ein, dann bleiben sie blitzblank und Rost hat keine Chance.“ Warum das so relevant ist? „Wer schon einmal versucht hat, mit verrosteten Kufen zu rodeln, weiß, dass das nahezu unmöglich ist“, erzählt der Profi und lacht.

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Tradition hat bei Familie Leitner nicht nur der Rodelbau, sondern auch das Rodeln selbst. Am ersten Weihnachtsfeiertag findet man Franz Leitner mit seiner Frau, den Söhnen und Schwiegertöchtern auf der Rodelbahn. Für seine Frau hat er heuer sogar extra eine neue Sportrodel gebaut. Wie lange er noch Schlitten bauen will? „Solange es irgendwie geht, steh ich in der Werkstatt – hoffentlich noch sehr lange“, fügt er hinzu. Und danach? „Am liebsten wäre mir, ich könnte jemanden anlernen, der den Rodelbau weiterführt“, sagt er, fast ein wenig wehmütig. „Es ist kein Beruf, von dem man reich wird, und trotzdem ist er sehr bereichernd!“.

www.rodelbauleitner.at