Tagtäglich treffen wir Alltagsentscheidungen, die uns meist ganz leicht, schnell und oft auch unbewusst von der Hand gehen. Beim Spazieren rechts oder links gehen, Cola oder Fanta, Salat oder Suppe zum Menü etc. Doch neben diesen recht einfachen Entscheidungen gibt es auch welche, die man nicht einfach so beiläufig treffen kann bzw. sollte: Denn diese können auf Jahre den persönlichen Werdegang beeinflussen, zum Beispiel die Auswahl der Schul- und Berufsausbildung.

Verantwortung übernehmen

Wer Entscheidungen trifft, lernt Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, Selbstsicherheit und Selbstreflexion zu entwickeln und auch mit Fehlern umzugehen. Das alles sind Schlüsselqualifikationen für unsere heutige Gesellschaft. Die gute Nachricht: Richtige Entscheidungen treffen kann gelernt werden. Lerncoachin Irmi Winkler: „Je früher Kinder und Jugendliche die Gelegenheit dazu haben, desto leichter tun sie sich im späteren Leben, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“

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In unserer digitalen Welt bekommen Kinder und Jugendliche sehr rasch scheinbar unendlich viele Antworten auf all ihr Fragen. „Wofür soll ich mich entscheiden, wenn es so viele Möglichkeiten gibt?“, fragen sie sich zurecht. Diese Fülle führt oftmals dazu, dass gar keine Entscheidung getroffen wird. Jedoch kostet das Hinausschieben oder Vermeiden einer Entscheidung sehr viel Energie und Zeit und führt nicht zum Ziel. Oft ist es besser, eine Entscheidung zu treffen – und diese zurückzunehmen, wenn man erkannt hat, dass sie nicht zielführend war.
Eltern oder andere Bezugspersonen haben dabei die Aufgabe, für die Jugendlichen den Draht in die analoge Welt zu bilden und sie dabei zu unterstützen, die eigenen Schwächen und Stärken zu finden.

Eigene Entscheidungen treffen

Heutzutage sind viele junge Menschen es nicht gewohnt, Entscheidungen zu treffen. Fürsorgliche Eltern, die sie beschützen und nur das Beste für diese wollen, nehmen ihnen Entscheidungen ab. Damit bringen sie sie jedoch um die Chance, eigene Erfahrungen zu machen, daraus zu lernen und zu wachsen. Entscheidungen zu treffen und auch zu den vielleicht unangenehmen Konsequenzen zu stehen, gehört jedoch zum Erwachsenwerden dazu.
„Lassen Sie Ihr Kind einfache Entscheidungen selber treffen, und zwar tag-täglich. Ihr Kind lernt so, auch mit Fehlentscheidungen umzugehen und kann die Erfahrungen daraus auf künftige, auch komplexe Entscheidungsfindungen anwenden“, sagt Irmi Winkler. „Die Eltern als Back-up im Hintergrund sind eine wichtige Unterstützung beim Gelingen dieser Übung.“ Nur durch diese tägliche Übung können Jugendliche dann auch weitreichende Entscheidungen zur Schul- oder Berufswahl selbstständig und sicher treffen.

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Ziele setzen

Was mache ich mit Begeisterung und Freude? Was fällt mir leicht? Was möchte ich später erreichen? Die Beantwortung solcher und ähnlicher Fragen zeigt das Ziel auf und gibt die Richtung vor. Und wer ein Ziel vor Augen hat, kann leichter Entscheidungen treffen. Ermutigen Sie Ihr Kind, diese Fragen auf ein Blatt Papier zu schreiben und zu beantworten. Manchen Kindern fällt es auch leichter, diese Fragen mit einer Zeichnung zu beantworten. Wie fühlt sich das an?
Eine Entscheidung hat neben der rationalen immer auch eine emotionale Komponente. Um eine richtige Entscheidung treffen zu können, braucht es Verstand und Bauchgefühl. Emotionen sind ein wichtiger Gradmesser dafür, ob eine Entscheidung richtig oder falsch ist. Die Fähigkeit, „in sich hineinzuhören“ und die eigenen Gefühle benennen zu können, ist erlernbar. Winkler: „Je eher Kinder die Chance dazu bekommen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, später entscheidungsfreudig zu sein und ein Gespür für richtige Entscheidungen zu entwickeln.“

Plus-Minus

Die Pro-Kontra-Liste ist das wohl häufigste Tool, um bei schwierigen Entscheidungsprozessen zu helfen. Bei jeder Entscheidung gibt es Plus- und Minuspunkte. Auf einem Blatt Papier werden links die Pro-Argumente, rechts die Kontra-Argumente aufgeschrieben. Bereits die Anzahl der jeweiligen Argumente kann ein Indiz für die richtige Entscheidung sein. In einem weiteren Schritt werden die Punkte nach Wichtigkeit sortiert und mit der jeweiligen Zielsetzung abgestimmt.

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Externe Hilfe

Trotz aller Bemühungen und strukturierter Vorgehensweise kann man an manchen Entscheidungsfindungen scheitern. Doch das soll kein Grund zur Verzweiflung sein. Irmi Winkler: „Bei ganz schwierigen Entscheidungsfindungsprozessen kann eine externe Begleitung helfen. Lerncoaches kennen viele kreative Ansätze und Methoden, mit denen man den Knoten lösen und zu einem guten Ergebnis kommen kann.“