Der Aufruf zum Energiesparen hat gefruchtet: Um bis zu zehn Prozent im Vergleich zum 5-Jahres-Durchschnitt konnte Österreich im September 2023 weniger Strom verbrauchen. Als direkte Folge zur Energiekrise, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, liefen mehrere Kampagnen, um der Bevölkerung das Motto „weniger ist mehr“ schmackhaft zu machen - mit Erfolg. Die kurzfristigen Einsparungen sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Trend beim Stromverbrauch deutlich in die andere Richtung weist, und das mit gutem Grund: Um die Abhängigkeit aus fossilen Energieträgern wie Gas und Öl zu vermindern und schlussendlich einen klimaneutralen Energiesektor zu schaffen, ist die Elektrifizierung von Mobilität, Wärmeversorgung und Industrie die einzig mögliche Lösung.

In sieben Jahren bereits 100.000 Elektroautos in Kärnten

Mehr Elektroautos, Wärmepumpen und elektrifizierte industrielle Prozesse werden mehr Strom benötigen: Nur noch knappe sechs bis sieben Jahre wird es dauern, bis auf den Kärntner Straßen 100.000 Elektroautos unterwegs sind. So lautet die Schätzung von Netzfachleuten. Ein durchschnittlicher Haushalt kommt auf einen Jahresverbrauch von rund 3500 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Mit einem Elektroauto kommt dann in etwa noch einmal dieselbe Menge zum Stromverbrauch dazu. Der erhöhte Verbrauch bedeutet auch vermehrte Belastung für das Stromnetz. Aber auch die zusätzliche Energieerzeugung, die immer mehr Photovoltaikanlagen auf Hausdächern beisteuern, ist ein Faktor, der mitberechnet werden muss. Prognosen gehen von rund 100.000 zusätzlichen PV-Anlagen aus, wenn nur auf jedem zweiten Dach in Kärnten eine installiert wird. Das wird für das Stromnetz eine Belastungsprobe werden.

Versorgungssicherheit durch Gleichgewicht

Versorgungssicherheit kann daher nur gewährleistet werden, wenn Erzeugung und Verbrauch im Gleichgewicht gehalten werden – dazu braucht es zum einen große Speicher wie etwa Pumpspeicherkraftwerke, die in Zeiten, wo großer Stromüberschuss durch hohe Erzeugung bei den erneuerbaren Energiequellen besteht, als Puffer dienen können. Produzieren etwa die Windanlagen im Burgenland mehr Strom als benötigt wird, kann dieser über Hochspannungsleitungen zu den Pumpspeicherkraftwerken nach Kärnten gebracht werden. Dort kann er bei Bedarf wieder ins Netz eingespeist werden. Um die Strommengen von den Kraftwerken zu den Verbrauchern zu transportieren, müssen auch die Netze ausgebaut werden. Für den Netzausbau müssen alle Ebenen des Stromnetzes aufgerüstet werden: Von den Hochspannungsleitungen bis hin zum Niederspannungsnetz, das zu den Haushalten führt. Der Ausbau ist ein wichtiger Schritt zur Energiewende.

Spatenstich zum Wiederaufbau: Das Arriacher Kraftwerk erhält
einen neuen Maschinensatz und wird so effizienter
Spatenstich zum Wiederaufbau: Das Arriacher Kraftwerk erhält einen neuen Maschinensatz und wird so effizienter © KELAG

Neue Kraft nach Katastrophe

Nach Unwetterzerstörung wird das Wasserkraftwerk Arriach wiederaufgebaut. Die Effizienz der Stromerzeugung steigt um 15 Prozent. Wasserkraftwerke wurden dafür gebaut, die elementare Kraft des Wassers zu nutzen und sie in elektrische Energie umzuwandeln. Es kann aber auch zu viel des Guten sein: 2022 konnte das Wasserkraftwerk in Arriach den enormen Kräften eines Unwetters nicht mehr standhalten, die Anlage wurde samt Schaltwerk zerstört. Seit November 2023 arbeiten Kelag und Kärnten Netz an dem Wiederaufbau ihrer Anlagen zwischen Äußere Einöde und Afritz. Zehn Millionen Euro kostet das Projekt, das für die Stromversorgung in den Gemeinden Treffen, Arriach, Afritz und Feld am See von großer Bedeutung ist. Die Bauarbeiten werden zur Steigerung der Effizienz des Kraftwerks genutzt: Nach Abschluss der Arbeiten wird es über eine Leistung von 2,4 MW verfügen und pro Jahr rund 6,5 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Im Vergleich zum alten Kraftwerk bedeutet das eine Steigerung der Effizienz um 15 Prozent – dank modernen Turbinen. „Investitionen wie diese machen die Kelag zu den Top-3-Investoren in Kärnten“, sagt Kelag-Vorstand Reinhard Draxler.

Im Interview mit Kelag-Vorstand Reinhard Draxler

Reinhard Draxler, Vorstand der Kelag
Reinhard Draxler, Vorstand der Kelag © KELAG

Entstanden in Kooperation mit Kelag.