Einmal und nie wieder: Im Wahlkampf werden Christian Kern, Sebastian Kurz und Heinz-Christian Strache offenbar nie mehr gemeinsam aufeinandertreffen. Die von der Kleinen Zeitung und den Bundesländerzeitungen eingefädelte Dreierkonfrontation der drei Kanzlerkandidaten bleibt ein Einzelfall - es sei denn, Wolfgang Fellner gelingt ein ähnlicher Coup, wie es uns gelungen ist. Es war kein leichtes Unterfangen, alle drei Kanzlerkandidaten für eine gemeinsame Debatte zu gewinnen - angesichts gewisser taktischer Vorbehalte in dem einen oder anderen Lager.

Die Reaktionen auf die Konfrontation fielen unterschiedlich aus. Die einen meinten, die Debatte sei langatmig, langweilig gewesen, alles sei bereits gesagt worden, der Neuigkeitswert hielt sich in Grenzen, andere würdigten den sachlichen, informativen Ablauf, die fehlende Gehässigkeit, den einigermaßen faire Diskurs, die fehlende Kurzatmigkeit sonstiger TV-Duelle. Waren es leere Kilometer?

Aus der Dreierkonfrontation lassen sich einige Gewissheiten für den bevorstehenden Wahlkampf ableiten.

1)Kern und Kurz, daraus wird nichts mehr. Allein die Mimik und die Gestik des Kanzlers sprachen Bände. Sich mit einem 31-jährigem Überflieger einlassen zu müssen, der einem die Welt erzählt und dem die Menschen zu Füßen liegen, löst beim roten Parteichef allergische Reaktionen aus, die er gut zu kaschieren weiss.

2)Kern oder Kurz, einer der beiden Herren ist wohl nach dem 15.Oktober Geschichte. Sollte Kurz vorne liegen und doch mit der SPÖ koalieren, heißt der Vizekanzler Doskozil. Kommt Schwarzblau, wird Kern kaum auf der Oppositionsbank Platz nehmen. Sollte Kern gewinnen, werden die grosskoalitionären Kräfte in der ÖVP den Wahlverlierer Kurz wegputschen. Auf dieses Szenario setzt Kern  - auch um nicht mit der FPÖ koalieren zu müssen, was die SPÖ in eine Zerreißprobe stürzen würde. Dass Kurz Kerns Vizekanzler mimt, ist genauso unwahrscheinlich wie der Einzug von Roland Düringer ins Kanzleramt - als nächster Kanzler.

3)Kern baut im Wahlkampf auf sein Image als Staatsmann, als erfolgreicher Manager, als intellektueller Überflieger, der nicht mit Schlagworten agiert, sondern sich eingehend mit der Materie befasst hat. Das kann in einem TV-Duell auch ziemlich abgehoben und arrogant drüberkommen. Den direkten Schlagabtausch mit Kurz scheute er bei der Konfrontation, was angesichts des Rückstands in den Umfragen überrascht. Vielleicht soll dieser Part, der Versuch der "Entzauberung" des ÖVP-Chefs, von anderen übernommen werden.

4)Kurz hat in letzter Zeit mehrfach den Versuch gestartet, bewusst den frustrierten Mittelstand anzusprechen, der sich vom Staat geschröpft (hohe Steuern), sich gepflanzt (bürokratische Hürden und unsinnige Vorschriften), sich nicht ernstgenommen fühlt. Doch der ÖVP-Chef scheint sich von seinem bisherigen Leib- und Magenthema nicht emanzipieren zu wollen. Seine politische Erzählung im Wahlkampf ist klar, einfach, ungeschnörkelt. Sprachlich verzichtet er auf den unerträglichen Polit-Jargon. Der Applaus ist ihm sicher.

5)Bereits in der Debatte mit Strolz und Lunacek auf Puls 4 erlebte man einen neuen Strache: über weite Strecken unaggressiv, gelassen, schlagfertig, verbindlich. Ähnlich trat vor mehr als einem Jahr auch Norbert Hofer in Erscheinung, der sich so in den Umfragen nach oben katapultierte. Mag sein, dass sich der FPÖ-Chef für seine Rolle als Vizekanzler warmläuft, vielleicht auch mit dem Stilwandel den Bundespräsident zu überzeugen versucht, dass er, Strache, keinen Grund mehr liefere, nicht als Vizekanzler angelobt zu werden.