"Yay, we voted!" ruft ein junges Pärchen kurz vor 23 Uhr in der Nähe eines Community-Colleges am Broadway in Seattle. Die beiden Studenten haben sich zu nachtschlafender Zeit aufgemacht, ihre Stimme noch vor dem Wahltag am Dienstag abzugeben. Möglich macht das eine der 15 mobilen Wahlurnen, die in Seattle das Wählen besonders einfach machen sollen: Ohne eine Briefmarke verwenden zu müssen, wirft man sein ausgefülltes Wahlkuvert in den Container und hat somit seine Bürgerpflicht getan. 

Maggie, 23 Jahre alt und Mathematik-Studentin, hält diese Art zu wählen für die Vernünftigste: "Ich vertraue der Post nicht und kann so sicher sein, dass meine Stimme nicht verloren geht." Ganz so zuversichtliche ist der 32-jährige Shawn dann doch nicht, als er sein Wahlkuvert einwirft. Er macht sich Sorgen um die Sicherheitsvorkehrungen der Boxen: "Keiner bewacht die, die Stimmzettel liegen über Nacht hier herum. Wenn da jemand Benzin in die Container gießt und das anzündet, sind weiß Gott wie viele Stimmen futsch." Dass er den "Ballot Drop" dennoch benutzt, erklärt sich mit einem Wort: Bequemlichkeit.

Noch bis Dienstag, 20 Uhr haben die Seattler Zeit, ihre Kuverts einzuwerfen. Wahllokale gibt es in der Stadt übrigens keine, alle Wahlen werden durch Briefwahl entschieden. Das gilt für den gesamten Bundesstaat Washington, der gleich wie sein südlicher Nachbarstaat Oregon ein "elections-by-mail-state" ist. Diese einfache Handhabung der Präsidentschaftswahlen ist mit ein Grund dafür, warum die beiden Staaten bei der Wahlbeteiligung stets im oberen Drittel der USA rangieren.