Die grüne Partei fristet in den USA ein Schattendasein: Ohne nennenswerten Parteiapparat ausgestattet, konzentriert sich die Bewegung alle vier Jahre darauf, das Präsidentschaftsamt der vereinigten Staaten zu erobern. Für niedrigere Ämter interessieren sich die Grünen kaum, was ihnen von vielen Seiten die Kritik einbringt, sie wären als oppositionelle Kraft nicht ernst zu nehmen. 

Die grüne Spitzenkandidatin bei der US-Wahl 2016, Jill Stein, muss aber sehr wohl beachtet werden. Auch wenn ihre Umfragewerte konstant bei zwei oder drei Prozent liegen, könnte sie Hillary Clinton in den Swing-States entscheidende Stimmen kosten. Stein könnte nämlich ein paar jener Wähler anziehen, für die weder Clinton noch Donald Trump in Frage kommen. Diese "third-party-voters" sind sich zwar bewusst, dass ihre Stimmen keinen Präsidenten wählen – es geht ihnen aber darum, ein Zeichen zu setzen. 

Diese Wählergruppe hat eine prominente Gallionsfigur: Oscar-Preisträgerin Susan Sarandon hat öffentlich ihre Unterstützung für Jill Stein kundgetan. Sie fordert andere Parteiunabhängige auf, ihr das gleichzutun und am Dienstag Stein zu wählen. Sarandon war schon im demokratischen Vorwahlkampf eine erbitterte Gegnerin Hillary Clintons und stellte sich auf die Seite ihres Rivalen Bernie Sanders. Dessen treueste Fans verspüren ebenfalls wenig Lust, Clinton zu wählen.

Bei den Demokraten lässt das die Alarmglocken schrillen. Ein gar nicht so lange zurückliegender Präzedenzfall ist ihnen nämlich noch gut in Erinnerung: Bei der US-Wahl 2000 schnappte der grüne Kandidat Ralph Nader dem Demokraten Al Gore Stimmen weg und verhinderte damit wichtige Siege wie im Bundesstaat New Hampshire. Mit dem Ergebnis, das im Jänner 2001 ein gewisser George W. Bush anglobt wurde.