Da staunten die Besucher eines Weihnachtsmarktes im kanadischen Vancouver nicht schlecht: Sie genossen gerade das weihnachtliche Treiben, als plötzlich ein ungebetener Gast auftauchte. Auf der Straßenseite gegenüber streckte ein Schwarzbär seinen Kopf aus einem Müllcontainer. Verdutzt beobachteten die Besucher, wie sich der Bär mit den Pranken an der Innenseite des Containers hochzog und sich dann auf dessen Rand niederließ.

"Wir wollten gerade den Container leeren, als auf einmal der Bär rauskletterte", berichtete Andrew Pavlik. Der Müllmann rief sofort Polizei und Wildhüter, die zehn Minuten später am Ort des Geschehens mitten in der Innenstadt eintrafen. Da saß der Bär noch immer in aller Seelenruhe auf dem Container und knabberte an Überresten von Lebkuchen. Hunderte Besucher standen in respektvoller Entfernung.

Doch wie kam der Bär in den Müllcontainer? "Als ich gerufen wurde, dachte ich erst an einen Aprilscherz", meinte Alex Desjardins von der Parkbehörde der Provinz British Columbia. "In meiner ganzen Karriere ist mir noch nie ein Bär im Zentrum von Vancouver begegnet."

Wahrscheinlich war der Bär ein blinder Passagier. Die Wildhüter vermuten, dass er auf einer Müllhalde im Norden der Stadt in einen Abfallwagen geklettert war und von diesem ins Zentrum der Zwei-Millionen-Metropole gefahren wurde. Dort leerte er offenbar zuerst ein paar Mülleimer - Schwarzbären tun dies in Kanada recht oft - in einer Parkgarage, dann kroch er in den großen Container, bevor dieser auf einen Lastwagen geladen wurde.

Angesichts der vielen Hundert Besucher auf dem Weihnachtsmarkt hatten die herbeigerufenen Polizisten ihre Gewehre sicherheitshalber mit scharfer Munition geladen. Doch der Bär war klug und bewegte sich nicht vom Fleck. Desjardins konnte das 45-Kilo-Tier mit zwei Schüssen betäuben, vom Rand des Containers herunterziehen und auf einen Lkw laden.

Danach wurde der etwa 18 Monate alter Bär von Biologen mit einem Sender und einer Ohrmarke ausgestattet und 25 Kilometer nördlich von Vancouver in der Wildnis ausgesetzt. Am Ende eines langen Tals mit Flüssen voller Lachse und guten Höhlen zum Überwintern, wie die Wildhüter betonten. In Vancouver hat der Bär mittlerweile Star-Status: Er hat einen eigenen Twitter-Account, eine Facebook-Seite und kann auch auf Youtube bewundert werden.