Einst war sie Miss Bretagne. Heute betreibt sie ein bretonisches Fischrestaurant, lebt mit ihrer Mutter und wird von ihrem verheirateten Geliebten für eine Jüngere verlassen. Sie will wieder zu rauchen beginnen, hat aber keine Zigaretten. Bettie steigt ins Auto - und ein Roadmovie beginnt. "Madame empfiehlt sich", ein zärtliches Close-up von Catherine Deneuve, ist ab Freitag im Kino zu sehen.

Es ist eine ausufernde Zigarettenpause, die Bettie mit ihrem in die Jahre gekommenen Mercedes-Kombi unternimmt. Sie führt zunächst durch verschiedene putzige Dörfer der Bretagne, in die Küche eines alten Herren, der mit unendlich zittrigen Händen die lang ersehnte Zigarette dreht, in eine Provinzdiskothek, in den Cocktailrausch, dann irgendwann auf die Autobahn, quer durch Frankreich, um ihren Enkel, Sohn ihrer längst entfremdeten Tochter, ans andere Ende des Landes zu bringen.

Die Erzählung hat Filmemacherin Emmanuelle Bercot höchst vorsichtig rund um ihre Protagonistin gewebt. Die Hintergründe, die Beziehungen, die Emotionen überlässt sie Andeutungen - und Deneuves Leinwandpräsenz, die auch im Alter von 70 Jahren noch eine unschuldige Note hat. Etwas Verlorenes, Unentschiedenes, das stets nahe am Verführerischen ist. Auch nach zwei Stunden fast durchgehender Nahaufnahme ist diese Bettie noch ein wenig rätselhaft, aber auch rührend - in der Courage ihres Gescheitertseins und in der Ehrlichkeit ihres nur ein bisschen verschämten Alterns.

Neben der Deneuve - auch wenn dort nicht viel Platz gelassen wird - agieren in dem Berlinale-Beitrag 2013 auch die Popsängerin Camille (als zornige Tochter Muriel) sowie die als Louis de Funes' regelmäßige Leinwandpartnerin bekannt gewordene Claude Gensac (als übergriffige Mutter Annie). Am Ende versammelt sich die Familie in einem idyllischen Garten. An ihrer Zigarette zieht Bettie nun genüsslich. Und in den Augen der Deneuve ist nicht mehr nur enttäuschte Hoffnung - sondern auch ein bisschen frische.