Piraterie-Dramen machen in den Weltnachrichten seit Jahren Schlagzeilen. Nun greift auch Hollywood den brisanten Stoff mit hochkarätiger Besetzung auf. Für den Tatsachenthriller "Captain Phillips" des Briten Paul Greengrass kam der zweifache Oscar-Preisträger Tom Hanks an Bord, zusammen mit somalischen Schauspielern, die meisten von ihnen Laien. "Captain Phillips" ist ein fesselnder Thriller, der nach und nach zum Psychoduell avanciert. Mit halbdokumentarischer Handschrift und mithilfe einer Schulterkamera zieht Greengrass die Zuschauer in seinen Bann. Am Freitag sticht der Tanker in See.

An die spektakuläre Geiselnahme und Befreiung des amerikanischen Frachtschiffkapitäns Richard Phillips 2009 mögen sich viele erinnern. Die Welt bangte damals um den Kapitän der "Maersk Alabama", den Piraten auf einem kleinen Rettungsboot fünf Tage lang in ihrer Gewalt hatten. Der Nervenkrieg vor der Küste Somalias endete mit einem blutigen Showdown. US-Elitesoldaten töteten drei der Piraten, der vierte hatte sich ergeben. Phillips wurde als Held gefeiert, er schrieb ein Buch über den Vorfall - die Vorlage des Films.

Die Story beginnt im beschaulichen Vermont. Die Ehefrau (Catherine Keener) setzt Phillips am Flughafen ab. In Oman geht der Kapitän an Bord des riesigen Containerschiffs "Maersk Alabama". Es soll Fracht- und Hilfsgüter nach Kenia bringen. Vor der Küste von Somalia wird es schnell Ernst. Mit kleinen Booten stellen Piraten dem Frachter nach. Vier schmächtigen, aber schwerbewaffneten Somalis gelingt es, das Schiff zu kapern. Phillips und seine 20-köpfige Crew tragen keine Waffen, mit Wasserschläuchen kämpfen sie vergeblich gegen die Seeräuber.

Kein Al-Kaida. Nur Geschäft. Wir wollen Geld: In gebrochenem Englisch verhandelt Anführer Muse (Barkhad Abdi) mit Phillips auf der Brücke. Die Crew hat sich im Maschinenraum versteckt. Ein nervenaufreibendes Katz- und Mausspiel endet damit, dass der Kapitän als Geisel genommen wird. Mit einem kleinen Rettungsboot, drückend heiß und klaustrophobisch eng, steuern sie auf die Küste zu. Umgeben von anrückenden US-Kriegsschiffen, ist Phillips seinen Entführern ausgeliefert. Ein Versuch des Kapitäns, den Piraten davonzuschwimmen, scheitert.

Das Survival-Drama des Kapitäns endet nicht mit einem heroischen Triumph. Phillips steht unter Schock. Hanks liefert eine der überzeugendsten und ergreifendsten Szenen eines gebrochenen Mannes ab. Filmkritiker sprechen von einem Oscar-reifen Auftritt.