Juli Zehs Roman "Spieltrieb" gehört zu den meistdiskutierten Büchern der jüngeren deutschen Literatur. Wie das Buch bei seinem Erscheinen vor neun Jahren, dürfte jetzt auch die Verfilmung von Regisseur Gregor Schnitzler ein heftiges Pro und Contra auslösen. Nicht nur die Geschichte bietet dazu reichlich Anlass, sondern ebenso die Entscheidung des Regisseurs Gregor Schnitzler, ganz und gar nicht gefällig zu erzählen. Ab Freitag im Kino.

Die Filmstory hält sich nur im Kern an die Vorlage: Teenager Alev (Jannik Schürmann) kommt neu an die Schule einer Kleinstadt. Der charismatische junge Mann mit dämonischer Ausstrahlung bringt die 15-jährige Ada (Michelle Barthel) dazu, den Deutsch- und Sportlehrer Smutek (Maximilian Brückner) zu verführen. Das Mädchen entwickelt erstaunlicherweise Gefühle für beide Männer, schafft es jedoch lange nicht, sich für einen von beiden zu entscheiden. Eine Katastrophe ist unvermeidbar.

Wo der Roman mit reichen philosophischen Exkursen eine Diskussion über Fragen der Moral anstößt, konzentriert sich der Film auf die Vorführung unmoralischen Verhaltens. Ausführlich wird gezeigt, wie Alev den Geschlechtsverkehr von Ada und Smutek filmt und im Internet zeigt. Zudem wird das komplizierte Verhältnis des Mädchens zu ihrer Mutter (Ulrike Folkerts) stark in den Vordergrund gerückt. So wird der Film zur Studie einer Pubertierenden in einer von ihr nicht kontrollierbaren Lebenslage.

Bestseller verfilmt

Das Buch avancierte nach seinem Erscheinen 2004 rasch zum Bestseller. Die Kritik reagierte ungewöhnlich kontrovers. Wo die einen die Sprachgewalt lobten, konstatierten andere einen angestrengten Schreibstil. Empfanden manche Rezensenten die erzählte Geschichte als sehr komplex, sprachen andere von einer nervenden Abfolge von Klischees.

Es gibt zwei große Unterschiede von Buch und Film: Juli Zeh hat den Ort und die sozialen Verhältnisse der Figuren sehr genau beschrieben. Und sie macht durch die Art des Erzählens klar, dass nie sicher ist, was sich wirklich ereignet und was lediglich jugendlicher Fantasie entspringt. Regisseur Schnitzler ("Die Wolke") verzichtet auf all dies. Die im Milieu großen finanziellen Reichtums angesiedelte Geschichte und die allein von Materiellem geprägten Figuren wirken dadurch über weite Strecken recht konstruiert.

Schauspielerisch beeindruckten besonders die bereits in einigen Fernsehfilmen erfolgreich aufgetretene Michelle Barthel als Ada in ihrer ersten Kinohauptrolle und die als "Tatort"-Kommissarin berühmt gewordene Folkerts im Part der Mutter. Die gemeinsamen Szenen erzählen unaufdringlich von den Sehnsüchten der Figuren nach Geborgenheit. Die hier zu spürende Warmherzigkeit fehlt dem Film ansonsten.