Die 18-jährige Shira freut sich auf einen großen Schritt in ihrem Leben: Die junge Frau in Tel Aviv wird bald heiraten, ihr zukünftiger Mann wurde bereits von ihrer jüdisch-orthodoxen Familie ausgesucht. Doch dann stirbt Shiras ältere Schwester bei der Geburt ihres Kindes. Shira kümmert sich um den Säugling, ihr Schwager muss mit dem Verlust erst klarkommen. Da hat Shiras Mutter eine Idee: Warum heiratet die 18-Jährige nicht den Witwer? Dann müsste der sich keine fremde Frau suchen, und auch der Enkel bliebe sicher in der Familie. Ab Freitag im Kino.

Regisseurin Rama Burshtein zeichnet in ihrem Debüt "An ihrer Stelle" das Porträt einer jungen Frau an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Dabei gewährt sie gleichzeitig einen Blick in den Alltag der eher abgeschirmt lebenden Gemeinschaft. Burshtein, selbst jüdisch-orthodoxen Glaubens, beschränkt sich dabei auf Beobachtungen - vor allem aus Shiras Sicht. Sie kreiert so zwar eine zum Teil beklemmende Atmosphäre des Nicht-Freiseins, die Rituale oder Denkweisen dieser Gemeinschaft erklärt sie jedoch nicht näher.

Das macht es für Außenstehende schwierig, Shira bei ihrem inneren Kampf auf der Suche nach dem richtigen Weg zu folgen. Denn auch wenn die junge Frau anfangs etwas mit sich hadert, so scheint sie nicht abgeneigt, einen deutlich älteren Mann zu heiraten und damit das für ihre Schwester bestimmte Leben fortzusetzen. Ob sie das allerdings nur aus Pflichtbewusstsein gegenüber ihrer Familie tun würde, bleibt unklar. Zweifel werden allenfalls zaghaft angedeutet, ein Aufbegehren wird erst gar nicht thematisiert.