Zwei Männer gehen frühmorgens splitternackt über den Unicampus. Am Hintern ist ein Brandmal, am Genital baumelt eine Socke. Die US-Komödie "21 & Over" gibt in Rückblenden Antwort, wie es zu dieser absurden Filmszene kam. Die Regiedebütanten Jon Lucas und Scott Moore folgen dem Grundmuster der "Hangover"-Reihe, für dessen ersten Teil sie das Drehbuch schrieben: Im Vollsuff lassen es Männer krachen und verlieren die Kontrolle. Erinnerungslücken müssen gefüllt werden, um die Situation doch noch zu meistern. Diese simple Erfolgsformel geht diesmal nicht auf: In den USA hagelte es negative Kritiken, an der Kinokasse blieb das Einspielergebnis mau. Ab Donnerstag im Kino.

Waren es in "Hangover" noch Männer in den Dreißigern, so zielt das neue Werk mit Filmfiguren Anfang 20 auf ein jüngeres Publikum. Schauplatz ist ein Campus, der sich nachts in eine Partymeile verwandelt. Student Jeff (Justin Chon) büffelt unter den Argusaugen seines strengen Vaters auf eine Aufnahmeprüfung. Doch plötzlich stehen zwei alte Schulfreunde vor der Tür, die mit Jeff um die Häuser ziehen und dessen 21. Geburtstag nach Mitternacht feiern wollen. Das gehe nicht, murrt Jeff - der Aufnahmetest sei wichtig. "Nur ein einziges Bier", entgegnet Kumpel Miller und ergänzt: "Oder zwei."

Alkohol in Massen

Es werden deutlich mehr als zwei Bier - wie schon die nächste Szene zeigt, in der Jeff auf einer Theke liegt und hochprozentigen Alkohol in sich rein kippt. Später wird er einen Striptease machen und in die Menge pinkeln. Er wird auf einem elektrischen Bullen reiten und sich währenddessen übergeben. Er wird nackt durch die Nacht laufen und dabei schreien "Rettet die Wale!"

Klingt arg spätpubertär? Absolut. Null Niveau? Null oder doch eher im Minusbereich. Keine Frage - "21 & Over" ist ein Film, der für sensible Kinozuschauer viel Anlass bietet zum Kopfschütteln über dämliche, unlogische Szenen.

Aber in seiner simplen Art und schrägen Situationskomik entwickelt der Film auch einen gewissen Charme. Etwa als ein Polizist Jeff auffordert herzukommen: "Jetzt aber zackig!". Woraufhin sich Jeff zackig und robotergleich bewegt. Oder als die gar nicht mehr so durstigen Helden in eine Studentenverbindung stolpern. Dort herrschen "Tower Power"-Regeln: Nur wer im Trinkspiel besteht, darf im Turm der Verbindung ein Stockwerk höher. Ärgerlich, dass der gesuchte Gesprächspartner ausgerechnet ganz oben residiert - im siebenten Stock.

Mit welchem rhetorischen Werkzeug lassen sich Witze am besten vermitteln - mit dem subtilen Pinsel oder dem handfesten Baseballschläger? Wer sich für Schläger entscheidet, könnte bei "21 and Over" auf seine Kosten kommen - umso besser, wenn über den Pinsel als Phallussymbol gekichert würde. Wessen Zwerchfell bei Filmen wie "Hangover" hingegen wie festbetoniert war und wer bei Genitalwitzen verlegen dreinblickt, dem ist von "21 & Over" absolut abzuraten.