Das Drama der Natur spielte im Norden der Hudson Bay nahe einer kleinen Inuit-Gemeinde mit dem Namen Inukjuak. In der Sprache der arktischen Ureinwohner bedeutet Orca "die Giganten" und für viele der 1800 Dorfbewohner hatte der Name dieser Tage einen besonders tragischen Klang bekommen. Denn vor ihrer aller Augen kämpften zuletzt zwölf vom Eis eingeschlossene "Giganten des Meeres" ums Überleben. Die Inuit versuchten verzweifelt, die schwarz-weiß gefleckten Schwertwale zu retten. Sogar die kanadische Regierung wurde um Hilfe gebeten, es war ein Wettlauf gegen die Zeit.

Ein Jäger der Inuit hatte die um Luft ringenden Meeressäuger am Dienstag etwa 30 Kilometer vor der Küste Inukjuaks in einer Öffnung im Eis entdeckt. Das Atemloch hatte nur etwa die Größe eines Lastwagens und zog sich aufgrund der Meeresströmungen immer weiter zu. Um das Loch herum - nichts als Eis. Der Bürgermeister von Inukjuak vermutet, dass die Tiere bei der Robbenjagd vom Eis überrascht wurden und Opfer des Klimawandels wurden. "Das Eis kam in diesem Jahr wegen der ungewöhnlich warmen Temperaturen später als normal und dann auf einmal ganz plötzlich", berichtete Peter Inukpuk im kanadischen Sender CBC.

Die Wale hatten den Kontakt zum offenen Wasser verloren und waren laut Augenzeugen völlig verängstigt. Immer wieder tauchten sie für eine längere Zeit ab, offenbar auf der Suche nach der offenen See. Danach tauchten sie abwechselnd doch wieder am Loch auf und schnappten panisch nach Sauerstoff. Mit Kettensägen und Stemmeisen versuchten die Bewohner, das Atemloch so lange wie möglich offen zu halten.

Ein Expertenteam wurde zur Rettung der Wale eingeflogen. Nun sind sie frei. Der Wind hatte offenbar gedreht, die Eisdecke war daraufhin gebrochen und die zwölf Wale konnten endlich ins offene Meer schwimmen.

Es ist nicht das erste Wal-Drama dieser Art. Vor 25 Jahren nahm vor der Küste Alaskas ein ähnlicher Vorfall ein glückliches Ende. Die spektakuläre Rettungsaktion wurde letztes Jahr in dem Hollywood-Streifen "Der Ruf der Wale" verfilmt.