Die Zeiten sind vorbei, als die Roten Bullen noch als rotes Tuch in den heimischen Eishallen gegolten haben. Egal ob durch exzentrische Trainer wie Pierre Pagé, ehrgeizige Österreicher, die manchmal alle Mittel ausgeschöpft hatten, oder dieser unnachahmliche Siegeswille, der Salzburg beinahe ein Eishockey-Jahrzehnt auszeichnete. Als sich 2012 der Konzern um Dietrich Mateschitz DEL-Klub EHC München unter den Nagel gerissen hatte, wurden Befürchtungen laut, Salzburg werde ausgeschlachtet. Sechs Jahre später droht dieser Fall tatsächlich einzutreten. Denker, Lenker und Red Bulls Eishockey-Boss Rene Dimter scheint in Deutschland seine Prioritäten zu sehen.

Der EBEL-Klub hingegen wird schon beinahe seinem Schicksal ohnmächtig überlassen. Auch die Nachwuchs-Ausbeute der prestigeträchtigen Akademie bleibt deutlich unter den Erwartungen. Wovon die Konkurrenz zwar profitieren mag, darunter leidet jedoch Österreichs Eishockey-Niveau im Gesamten. Irgendwie scheinen der Schrittmacher, die prägende Figur der letzten Jahre, und die Begeisterung verloren gegangen zu sein. Immerhin sorgte Salzburg mit seinen hochkarätigen Neuzugängen immer für Spannung.

Möglicherweise fehlt auch die Weitsicht. Eishockey-Experten sind sich einig, dass stets der rot-weiß-rote Stamm die Salzburger zu einer stabilen Meistermannschaft geformt hatte. Davon ist unter der sportlichen Führung mit Manager Stefan Wagner und Trainer Greg Poss wenig zu spüren. Im Gegenteil: Legionärs-Formationen erhalten um die 20 Minuten Eiszeit, Österreicher-Linien hingegen etwa die Hälfte.

Nach den späten Import-Verpflichtungen von Peter Mueller, Rob Schremp und Martin Stajnoch wurde der stets zuverlässige Österreicher Manuel Latusa aufgrund des ausgeschöpften Punktekontingents abgemeldet (vorerst verletzungsbedingt, wie man nicht müde wird zu betonen). Weitere heimische Spieler wurden links liegen gelassen. Mit Andreas Kristler verließ im Sommer eine Stütze den Verein. Obwohl schon im Vorjahr Marco Brucker nachgeweint wurde, der beim KAC aufgeblüht ist. Und bei Raphael Herburger deutet bereits jetzt vieles auf einen Wechsel in die Schweiz hin.

In nächster Zeit kommen den Bullen auch einige langgediente Akteure abhanden. Daniel Welser hat ja bereits seinen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen erklärt. Latusa, der zuletzt auf die Tribüne verbannt wurde, dürfte sich ebenfalls verabschieden. Beide Stürmer verfügen jedoch über die Trainer-A-Lizenz und könnten so dem Coaching-Apparat erhalten bleiben. Und 2019 endet der Vertrag von Oberbulle und Kapitän Matthias Trattnig.

Sofern Red Bull in Österreich nicht völlig die Lust am Eishockey verloren hat, bedeutet die vernachlässigte Dichte an Österreichern vor allem eines: eine anstehende Einkaufstour bei der Liga-Konkurrenz. Dem gilt es entgegenzuwirken. Ansonsten darf nicht lamentiert werden, wenn irgendwann wieder die Bullen los sind.