Entgegen den Behauptungen von TTIP-Befürwortern wie der EU-Kommission oder auch der Wirtschaftskammer (WKÖ) und Industriellenvereinigung (IV) werde die Mehrheit der Klein- und Mittelbetriebe (KMU) zu den Verlierern des Handelsabkommens zählen, so das Ergebnis einer Analyse des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac. Zudem exportieren weniger als ein Prozent der KMU überhaupt in die USA.

"Die positiven Auswirkungen auf KMU werden vollkommen überzeichnet", so Attac Österreich gegenüber der APA. Die NGO spricht in diesem Zusammenhang von einer "reinen PR-Aktion". "EU- und US-Konzerne sind die wahren Gewinner von TTIP", so Ökonom und Studienmitautor Simon Theurl.

EU-Kommission sieht Vorteil für KMU

Laut EU-Kommissarin Cecilia Malmström seien KMU jetzt schon die großen Gewinner des transatlantischen Handels". 150.000 KMU hätten 2012 in die USA exportiert, dies mache 28 Prozent aller Exporte aus der EU nach Nordamerika aus. Es habe einen Umfang von 80 Mrd. Euro jährlich. "Also davon hängen schon viele Arbeitsplätze ab", so die Kommissarin.

Allerdings würden zahlreiche KMU unter den Problemen der doppelten Inspektionen leiden. Ihr gehe es darum, bei den nun am Nachmittag in den USA startenden neunten Verhandlungsrunde nicht europäische Schutzstandards aufzuweichen. Doch könnte es mit globalen Standards zu Erleichterungen auch für KMU kommen.

"Die Europäer brauchen TTIP viel stärker als die USA", sagte Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl im April. Für Österreich seien die Vereinigten Staaten heute schon der drittwichtigste Wirtschaftspartner. Die Beziehungen mit den USA hätten ein enormes Potenzial, "da müssen wir die Türen aufmachen, nicht zumachen", sagte der WKÖ-Chef.

Leitl verwies darauf, dass sich die USA auch in ihren Handelsbeziehungen immer stärker Asien zuwenden. Vor zehn Jahren hätten Europa und die USA zusammen noch zwei Drittel des Welthandels bestritten. Heute seien es durch die wachsende Bedeutung asiatischer Märkte gerade einmal die Hälfte.

Attac gegen Investorenschutz

Auch vom geplanten Investorenschutz (ISDS) hätten die KMU nichts. Im Gegenteil, da die durchschnittlichen Verfahrenskosten bei den Schiedsgerichten rund 8 Mio. Euro betragen, wäre damit eine Zweiklassengesellschaft auch für Unternehmen besiegelt - neben den demokratiepolitischen Bedenken, die Attac im Zusammenhang mit privaten Schiedsgerichten hat. Auch die Reformvorschläge von EU-Kommissarin Cecilia Malmström würden an diesen Konzern-Sonderrechten nichts ändern, heißt es.

Basis dieser TTIP-Analyse ist der Mittelstandsbericht 2014. Demnach gibt es in Österreich rund 313.000 KMU. Das sind 99,6 Prozent aller Unternehmen. Laut Wirtschaftskammer haben nur 1.500 bis 1.800 aller heimischen Unternehmen Wirtschaftsbeziehungen mit den USA, das sind also deutlich weniger als ein Prozent. Nur 5,6 Prozent der Exporte entfallen auf die USA.