"Aktionsbündnis Pfarre mit Zukunft statt XXL-Gemeinden", nennt sich Schüllers jüngste Initiative, die mehr Mitspracherecht der Basis einfordert. Dabei geht es ihm nicht nur um bloßen Protest, gemeinsam mit anderen betroffenen Geistlichen will er Alternativen aufzeigen, denn: "Wir sind kein Dienstleistungsunternehmen und wollen den Pfarren Mut machen, bei dieser ganzen Zusammenlegerei nicht mitzuspielen." Etwa 160 Personen haben sich laut Schüller dem Bündnis bereits angeschlossen, Ende Jänner soll es eine Auftaktveranstaltung geben.

Laut Schüller sind zahlreiche Seelsorger durch die bereits laufenden bzw. bevorstehenden strukturellen Reformmaßnahmen der Diözesen demotiviert. "Es ist absehbar, dass sich die Leute verlaufen", fürchtet er ein zunehmendes Desinteresse der Gläubigen an der Kirche durch die Auflösung von Pfarren. Auch das Interesse am Ehrenamt könnten viele Laien verlieren. Nicht zuletzt seien die Pfarrer unglücklich mit der Situation: "Sie haben das Gefühl, ihren Beruf als Seelsorger nicht mehr ausüben zu können. Dann gibt es so etwas wie eine Flucht aus dem Pfarramt."

Innovationskraft vermisst Schüller vor allem bei den Bischöfen. Reform-Signale des Papstes würden nicht ankommen. "Die Bischöfe haben es sich nicht abgewöhnt, sich vor Rom zu fürchten." Echte Reformfreudigkeit vermisst er allerdings auch beim Heiligen Vater selbst. Stattdessen sei es an der Zeit, auch "blockierte Themen" wie den Zugang zum Priestertum und die Stärkung der Laienverantwortung zu öffnen.

Dass nun bereits ein zweiter Fragebogen zu Familien veröffentlicht wurde, hält Schüller für nicht zielführend: "Ich mache mir Sorgen, dass es beginnt, etwas administrativ zu werden." Stattdessen hätte Franziskus die Möglichkeit gehabt, "die Geschäftsordnung der Synode auf den Kopf zu stellen". Vonseiten mancher liberal gesinnter Bischöfe vermisst Schüller, dass diese den Papst gegen konservative Kreise verteidigen.

Bei Aktionen wie der Exkommunikation der Sprecherin von "Wir sind Kirche", Martha Heizer, sieht Schüller weiterhin konservative Kreise am Werk. "Das sind noch die alten Reflexe, die ziemlich lebendig sind", meint er. Dankbar ist er Kardinal Christoph Schönborn für dessen offene Worte zu homosexuellen Beziehungen, obwohl er auch diese relativiert: "Das war ja ohnehin schon überreif." Vom neuen Salzburger Erzbischof Franz Lackner hat Schüller auch nach einem Jahr Amtszeit nicht viel wahrgenommen. Dieser sei noch "übervorsichtig".

Was Schüller auch weiterhin nicht nachvollziehen kann, sind allzu lange dauernde Entscheidungen bei Bischofsernennungen. "Wann genau ein Bischof 75 wird, weiß man genau seit 75 Jahren", wundert er sich um das lange Warten in der Diözese Graz-Seckau. Ermutigt fühlt sich Schüller durch das Prozedere in Linz, wo jetzt bereits ein Dreiervorschlag für die Nachfolge von Ludwig Schwarz unter Einbindung der Basis erstellt wurde, der im kommenden Jahr um seinen Rücktritt ersuchen muss. Schüller: "Aber in Wahrheit müssen sie sich noch fürchten, dass sie eines aufs Dach kriegen."