Einem Textmassiv, das Clemens Setz mit dem 700-Seiten-Roman vorlegte, kann man sich im Theater bestenfalls nur in Ansätzen nähern. Kaum zählbar sind die Handlungsgeschichten und Phantasiewelten, die sich in diesem frühen, genialen Gipfelwerk des Grazer Wirklichkeitsverschiebers auftun.

Obwohl die Ausgangsbasis noch relativ simpel erscheinen mag: Auflehnung gegen das Familienregime, gegen die Dikatur der kläglich kleinen und beschränken Realität, Flucht aus der Zwangsjacke der Identität, die bei Setz so belanglos ist wie ein Schnupfen.

Premiere: "Frequenzen" im Grazer Schauspielhaus

Der Berliner Regisseur Alexander Eisenach, der auch die Textfassung schuf, tat also gut daran, sich assoziationsreich, sehr klug und ausgewogen und mit einer Vielzahl exzellenter optischer Antworten eher am Fuße des Großen Setzsteins zu bewegen, um von dort aus ein vielschichtiges Spiel zwischen Wahn und Wirklichkeit, oft trügerisch leichtem Tanz zwischen Schein und Sein, drei Stunden lang freien Lauf zu lassen und, auch durch zweckdienliche Videoeinspielungen, den Blick freizugeben auf den erzählerischen Kosmos, der sich in diesem viele Grenzen mühelos überschreitenden Werk auftut.

Eine fein austarierte Mischung aus absurdem Theater, Komödie, Mysterien- und Traumspiel ist es geworden, mit hervorragenden Akteurinnen und Akteuren, die vertraut sind mit der Kunst, im Theater heimliche und unheimliche Schwingungen zu erzeugen. Eine riskante, geglückte Inszenierung, die viel verlangt und sehr viel gibt.