"Elfriede Jelineks 'Die Schutzbefohlenen' im Kontext der Refugee-Bewegung" ist der Titel der aus Anlass des im Praesens Verlag erschienenen neuen "Jelinek(Jahr)buchs 2014-2015" organisierten Diskussionsveranstaltung am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien in der Hofburg (19.10., 19 Uhr). Es diskutieren u.a. der Chefdramaturg des Burgtheaters, Klaus Missbach, die Regisseurin Tina Leisch, der Migrationsforscher Christoph Reinprecht und die Literaturwissenschafterin Christine Ivanovic.

Drei künstlerische Auseinandersetzungen mit Jelineks Text sollen Referenzpunkte des Gesprächs bilden: das Übersetzungsprojekt "Die, should sea be fallen in", das im März im Burgtheater-Vestibül gezeigt wurde und zum Auftakt dieses Abends noch einmal präsentiert wird, die Inszenierung von Michael Thalheimer, die am 18. November wieder im Burgtheater zu sehen sein wird, sowie eine von Flüchtlingen und Einwohnern aus Traiskirchen erarbeitete Performance.

Diese nach dem Konzept und unter der Regie von Tina Leisch und Bernhard Dechant mit Menschen aus Afghanistan, dem Irak, aus Syrien, dem Iran und Somalia erarbeitete Aufführung soll unter dem Titel "Schutzbefohlene performen Jelineks Schutzbefohlene" in den nächsten Monaten an diversen Spielstätten zu sehen sein. Den Auftakt macht man am Sonntag (18.10., 18.30 Uhr) im Dschungel Wien, fixiert sind weiters Auftritte im Schwarzenberg (19.10., 19 Uhr), im Werk X (13.11., 19 Uhr) und im Schauspielhaus Wien (14.12., 19 Uhr). Nach jeder Vorstellung gibt es die Möglichkeit, die Akteure näher kennenzulernen.

"Dabei spielt der Irrsinn der Flüchtlingspolitik Coregisseur: Schauspieler werden nach Dublin-Verordnung nach Ungarn abgeschoben oder nach Vorarlberg transferiert und im Ensemble von neu Ankommenden ersetzt", heißt es in der Ankündigung. "Der Theaterabend entwickelt sich notgedrungen entlang der politischen Ereignisse weiter." Auch die Autorin selbst hat unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse kürzlich eine Fortsetzung ihres Textes veröffentlicht.

Auszüge aus "Die Schutzbefohlenen" wurden bei der großen "Flüchtlinge Willkommen!"-Demonstration am 3. Oktober ebenso performt wie bei der Burgtheater-Matinee "Wie kann ein Mensch illegal sein?" am 11. Oktober. Gemeinsam mit dem 2.500 Jahre alten Vorbild-Stück "Die Schutzflehenden" ist Jelineks Text seit kurzem in einer Inszenierung von Enrico Lübbe am Leipziger Schauspiel zu sehen. Auch Sebastian Nübling wird am Berliner Gorki Theater für einen "In unserem Namen" genannten Abend beide Texte kombinieren, Premiere ist am 13. November. Die zum Berliner Theatertreffen eingeladene Uraufführungs-Inszenierung von Nicolas Stemann steht am 30. Oktober und 7. November wieder am Spielplan des Hamburger Thalia Theaters.