Das zeigte ein vom Wissenschaftsfonds FWF unterstütztes Projekt von Forschern der Fakultät für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) der Universität Klagenfurt. Darin haben die Wissenschafter den Wiederaufbau auf der Inselgruppe der Nikobaren im Indischen Ozean nach dem Tsunami 2004 untersucht.

Professionelle Katastrophenhilfe kann unzählige Leben retten. Doch nicht immer können diese Leben weitergeführt werden wie bisher. Marina Fischer-Kowalski vom Institut für Soziale Ökologie des IFF und ihr Team haben erstmals dieses "Complex Disaster" beschrieben. "Dieses tritt dann ein, wenn nach einer Naturkatastrophe humanitäre Interventionen die Fähigkeit einer indigenen Bevölkerung stark vermindern, sowohl den Wiederaufbau zu schaffen als auch nachhaltige Lebensweisen zu entwickeln, die ohne fortgesetzte Hilfe von außen möglich sind", so Fischer-Kowalski in einer Aussendung des FWF.

Kultur, Ressourcen und demografische Entwicklungen

Dieses Phänomen haben die Wissenschafter nach dem Tsunami auf den Nikobaren erstmals wissenschaftlich dokumentiert und analysiert. Sie stellten eine "Unvereinbarkeit der Logik humanitärer Hilfe mit dem Anspruch an den Wiederaufbau nachhaltiger Wirtschaftssysteme" fest. Die Wissenschafter haben deshalb für den Wiederaufbau Computermodelle entwickelt, die Informationen bieten, welche Wirtschaftsformen unterstützenswert erscheinen, wenn man Kultur, Ressourcen und demografische Entwicklungen in einem Katastrophengebiet mitberücksichtigt.

Gestützt auf die wissenschaftlichen Ergebnisse half das Wissenschafterteam auch bei den Aufbauarbeiten auf den Nikobaren und konnte dabei enge Beziehungen zur Bevölkerung und genaue Kenntnisse ihrer Lebensweise nutzen. Ihre Misserfolge, die kleinen Fortschritte, ihr Lernen aus Fehlern und das Engagement unzähliger Wegbegleiter bilden nun auch den Inhalt des vor Kurzem fertiggestellten Films: "Aftermath - Die Zweite Flut" des österreichischen Filmemachers Raphael Barth.

Der Film berichtet über diese "Katastrophe nach der Katastrophe": den Einfluss von Geld, Plastikflaschen und Fast Food auf eine traditionell vom Fischfang und der Verarbeitung von Kokosnüssen lebende indigene Kultur. Er schildert die Unfähigkeit zahlreicher NGO, ihre Hilfe nach dem Tsunami an die Bedürfnisse dieser Kultur anzupassen.