Der Erweiterte Bundesvorstand der Grünen, der sich der Glättung der Wogen nach dem Rauswurf der "Jungen Grünen" gewidmet hat, ist Freitagnachmittag ohne formelle Beschlüsse zu Ende gegangen. Es sei eine offene Aussprache gewesen, sagte Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik danach zur APA. Man wolle "gestärkt und geeint" aus diesem Tag gehen und sich nun Inhaltlichem zuwenden.

Man habe offen und auch kontrovers diskutiert, jedoch immer auf der Basis von Wertschätzung, unterstrich er. Nun wolle man nach vorne schauen. Es herrsche Einigkeit unter allen Grünen darüber, dass man sich gegen den Rechtsruck in Österreich stelle und sich für eine solidarische, offene Gesellschaft einsetze.

Beschlüsse zu den Jungen Grünen wurden keine getroffen. Verständigt habe man sich aber auf das Ziel, mit jenen Aktivisten auf Landesebene Gespräche zu führen und ihnen ein Angebot zu machen, die sich weiter bei den Grünen engagieren wollen.

Grüne Eigentore

Die Grünen suchten nach dem Rauswurf ihrer Jugendorganisation einen Weg aus der Parteikrise. Bundessprecherin Eva Glawischnig bedauerte die Eskalation des Konflikts mit den Jungen Grünen, es gehe nun um die Frage, wie man solche Situation künftig besser lösen bzw. vermeiden könne, wie sie am Freitag im öffentlichen Teil der Sitzung des Erweiterten Bundesvorstands sagte.

"Zugegeben, wir schießen uns hin und wieder ein Eigentor, aber plötzlich mit Absicht auf das eigene Tor zu schießen", das gehe nicht, sagte Glawischnig. "Wir treten nicht gegeneinander an", so die Grünen-Bundessprecherin unter Applaus. Glawischnig sprach in ihrer Rede Themen an, wo sich die Grünen ohnehin einig sind, etwa den Rechtsruck der Regierung und den Wettlauf von SPÖ und ÖVP im Einnehmen von FPÖ-Positionen.

Gegen den Rechtsruck

Die gesamte Politik sei nach rechts gerückt. "Lasst uns den Blick nach vorne richten." Die Grünen hätten eine riesige Chance, als Gegenpol etwas zur Politik beizutragen, "weil auf diesem Platz sonst niemand mehr steht".

Neben den 34 Mitgliedern des Erweiterten Bundesvorstands waren für die Sitzung am Freitag auch viele hochrangige Grün-Politiker aus den Ländern eingeladen, darunter auch etliche Kritiker. Einer von ihnen ist der Kärntner Grüne Rolf Holub. "Es ist sicher nicht gut gelaufen", sagte er vor der Sitzung gegenüber Journalisten. Die Grünen sollten daraus lernen, wie man es besser macht. Allerdings: "Bei einer offenen Partei ist das so, dass man ihnen zuschauen kann, wie sie Sorgen haben."

"Es braucht Beweglichkeit"

Von der Mutterpartei wird eine klare Linie erwartet. Der Steirer Lambert Schönleitner sagt: „Es wird nicht nur mit Sturheit gehen, es braucht Beweglichkeit und einen neuen Zugang.“ Die Steirerin Lara Köck, mit 30 Jahren seit kurzem jüngstes Mitglied im Grünen Bundesvorstand, äußerte Verständnis für die Emotionen im Konflikt. Den Raufwurf verteidigte sie aber, die Entscheidung sei "leider notwendig" gewesen und sei auch nicht umstrittenen gewesen, sonst wäre sie nicht so eindeutig ausgefallen. 

Der Grüne Bundesgeschäftsführer Robert Luschnik erklärte, niemand bei den Jungen Grünen müsse Sorge haben, privat zu haften, das sei auch schriftlich versichert worden. Er spielte damit auf die Bundessprecherin der Jungen Grünen, Flora Petrik, an, die sich nach eigener Aussage mit einer Konkursdrohung konfrontiert sah.

Ausgang offen

Die burgenländische Landessprecherin Regina Petrik, Mutter von Flora Petrik, betonte nicht als Mutter hier zu sein, sie könne das sehr gut trennen. Petrik sagte, sie habe gegen die Aberkennung der Jungen Grünen als Jugendorganisation gestimmt. Sie wäre dafür gewesen noch einmal miteinander zu reden, war damit aber in der Minderheit.

Die Sitzung des Erweiterten Bundesvorstands ist bis 17 Uhr anberaumt. Nach der Aussprache am Vormittag soll der Nachmittag im Zeichen der bevorstehenden Wahlen auf Bundes- und Landesebene stehen. Beschlüsse waren im Vorfeld nicht geplant.

Der Streit zwischen der Bundespartei und den Jungen Grünen hatte sich an der Kandidatur verschiedener grüner Listen - GRAS und Grüne Studierende - bei den Wahlen zur Österreichischen Hochschülerschaft entzündet.