Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) hat den Kampf gegen ihre Krebserkrankung verloren.

Die langjährige Gewerkschafterin und Gesundheitspolitikerin übernahm im Jahr 2014 das Ressort - im Zuge einer Regierungsumbildung, die dem Krebstod von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer geschuldet war.

Oberhauser ging von Anfang an sehr offen mit ihrer Erkrankung um. So teilte sie ihre Diagnose im Februar 2015 nicht nur via Facebook mit, sondern hielt die Öffentlichkeit auch weiter über Operationen und Chemotherapien auf dem Laufenden und erschien mit abrasierten Haaren beim Ministerrat.

Gesundheitsministerin Oberhauser gestorben

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Anfang November zeigte sie sich stark abgemagert und - wie sie selbst sagte - "körperlich schwach beinand" in der Öffentlichkeit. "Das Gesundheitssystem ist mir ein Riesenanliegen. Ich kann Ihnen versprechen, dass ich versuchen werde, gut darauf aufzupassen", lautete damals ihr Versprechen vor dem Nationalrat. Zuletzt musste sich Oberhauser wegen einer Bauchfellentzündung in Spitalsbehandlung begeben - und wurde deshalb seit einer Woche von Sozialminister Alois Stöger (SPÖ) vertreten.

Die Ministerin war als Kinderärztin, Allgemeinmedizinerin und auch als Krankenhaus-Managerin geschult. Viele Veränderungen im Gesundheitsbereich trugen auch schon ihre Handschrift als Verhandlerin im Nationalrat mit.

Unter Oberhausers Tätigkeit als Ministerin fiel etwa im Jahr 2015 der Beschluss des Rauchverbots in der Gastronomie. Kritiker monierten allerdings, dass die Bestimmung erst ab Mai 2018 gelten. Schleppend hingegen entwickelten sich die Verhandlungen zu den neuen Primärversorgungseinrichtungen im Gesundheitsbereich (PHC-Gesetz; "Primary Health Care"), wo Oberhauser bis zuletzt mit hartnäckigem Widerstand der Ärztekammer zu kämpfen hatte. Auch dies ist eine Ironie der Geschichte, war sie bis 2006 doch selbst in der Wiener Ärztekammer als SP-Funktionärin aktiv.

Der Regierung gehörte Oberhauser seit Sommer 2014 an, davor saß sie seit 2006 im Nationalrat, wo sie als Gesundheits- und später Sozialsprecherin der SPÖ fungierte. Im Gewerkschaftsbund war Oberhauser ab 2009 Vizechefin und später auch Frauenvorsitzende, mit dem Wechsel in die Bundesregierung stellte sie diese Positionen ruhend.

Ins SPÖ-Regierungsteam kam Oberhauser nach dem Tod Prammers. Der damalige Bundeskanzler Werner Faymann nutzte die Nachbesetzung im Nationalratspräsidium für eine Umgestaltung seines Teams: Oberhauser folgte Alois Stöger im Gesundheitsministerium nach, denn dieser übernahm von Doris Bures das Infrastrukturressort und Bures selbst wurde Nationalratspräsidentin. Nach dem Ausscheiden von Gabriele Heinisch-Hosek aus der Regierung erhielt Oberhauser im Juni 2016 auch deren Frauenagenden dazu.

Im Frauenressort zählte unter anderem mehr Gehältertransparenz zu ihren Forderungen. Um den Frauenanteil in der Politik zu erhöhen, setzte sie sich zuletzt auch hier für eine Quote ein.

Geboren wurde Oberhauser am 30. August 1963 in Wien. Sie hinterlässt ihren Mann, den Radiologen Gerold Oberhauser, sowie zwei Töchter.

Trauerminute vor Eröffnung des Opernballs

Vor der Eröffnung des 61. Opernballs wurde in der Staatsoper nach dem Tod von Gesundheitsministerin Oberhauser eine Trauerminute abgehalten. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) bat mit Tränen in den Augen darum. Mit Oberhauser "haben wir einen großartigen Menschen voller Lebenslust verloren", sagte Kern.

"Sie würde es schätzen, wenn Sie sich heute amüsieren im Gedenken an eine große Frau", sagte der Bundeskanzler vor der Eröffnung zu den Ballgästen.

Zuvor vermieden zahlreiche Politiker den Gang über den Roten Teppich. Die Mitglieder der Bundesregierung nahmen an der Eröffnung teil. Sämtliche SPÖ-Politiker kündigten an, gleich nach der Eröffnung den Ball wieder zu verlassen. Nicht lange bleiben wollten auch die Mitglieder der ÖVP, sie hatten teilweise aber Staatsgäste geladen.

Tiefe Betroffenheit bei den Politikern

"Ich bin tief betroffen darüber, dass Ministerin Sabine Oberhauser ihren Kampf gegen den Krebs verloren hat. Sie ist mit ihrer Erkrankung sehr offen umgegangen, dafür hat sie meinen großen Respekt. Mein Mitgefühl gehört ihren Angehörigen", sagt Bundespräsident Alexander Van der Bellen zum Tod der Gesundheits- und Frauenministerin.

Schwer erschüttert und mit großer Trauer reagiert Nationalratspräsidentin Doris Bures auf das Ableben von Gesundheits- und Frauenministerin Sabine Oberhauser. "Eine leidenschaftliche Politikerin und ein großartiger und liebenswerter Mensch ist viel zu früh von uns gegangen. Sabine Oberhauser hat ihren tapferen Kampf gegen den Krebs verloren. In den Herzen so vieler Menschen hat sie einen bleibenden Platz."

"Tief erschüttert" über Oberhausers Tod zeigte sich FPÖ-Chef Strache. "Sabine Oberhauser hat tapfer gegen ihre furchtbare Erkrankung gekämpft." Als Ministerin sei sie fair und sachlich gewesen. "Mein ganzes Beileid gilt nun ihren Angehörigen, die sie schmerzlich vermissen werden."

Auch der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer (FPÖ) zeigte sich tief betroffen. Oberhauser habe ihr Leben sowohl als Ärztin als auch als Politikerin dem Gesundheitswesen gewidmet - "nur den Kampf um ihre eigene Gesundheit hat sie leider Gottes verloren", so Hofer. "Ich habe Sabine Oberhauser als einen unglaublich herzlichen Menschen mit Handschlagqualität kennen- und schätzen gelernt. Auch wenn wir politisch nicht immer einer Meinung waren, so war sie mit ihrer lebensfrohen Art stets sachlich und durchsetzungsstark in der politischen Auseinandersetzung. Umso trauriger ist es, dass sie so früh gehen musste. Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt ihren Angehörigen", sagte der FPÖ-Vizeparteichef.

Auch Grünen-Chefin Glawischnig drückte ihre Bestürzung aus: "Ihr Ableben schmerzt zutiefst und macht mich sehr betroffen." Mit Oberhauser habe man eine der engagiertesten Politikerinnen des Landes verloren, sagte sie in einer Aussendung. "Sabine Oberhauser hat die wunderbare Fähigkeit besessen, Frauen über alle ideologischen Grenzen hinweg zu ermutigen und zu bestärken." Auch würdigte Glawischnig die Erfolge der Gesundheitsministerin: "Sie hatte eine beharrliche und persönlich verbindliche Art, Politik zu gestalten."

Tief betroffen reagierte auch NEOS-Klubobmann Strolz: "Mit Sabine Oberhauser verliert Österreich einen bis zuletzt starken und beeindruckenden Menschen, dem weit über die Parteigrenzen hinaus Respekt und Anerkennung entgegengebracht wurde. "Heute verliert nicht nur die Republik eine unermüdliche Kämpferin für die Gleichberechtigung von Frauen und eine leidenschaftliche Gesundheitspolitikerin, sondern vor allem ihre Familie einen liebenden Menschen", sagte er. "Sie wird fehlen."

Oberhausers Umgang mit der Krankheit würdigte Team Stronach-Klubchef Lugar: "Wann man gesehen hat, wie tapfer sich die Gesundheitsministerin gegen ihre schwere Erkrankung gewehrt hat, dann ist man umso betroffener, wenn man von ihrem Tod hört. Sabine Oberhauser hat durch ihren Lebenswillen